In München ist der FC Bayern nicht nur im Fußball deutscher Meister, sondern auch im Basketball.

In Dortmund spielen nicht nur die Männer auf europäischem Niveau Fußball, sondern auch die BVB-Frauen Handball.

Selbst in Wolfsburg gibt es mit dem VfL nicht nur einen erstklassigen Fußballverein, sondern mit den Grizzlys auch einen erstklassigen Eishockeyverein.

Aber was ist mit Gelsenkirchen? Klar, der FC Schalke, einer von so vielen abgestürzten Traditionsvereinen, kämpft in der zweiten Liga um seine Zukunft. Doch auch „auf Schalke“ wird Eishockey gespielt. Und auch zwischen S04 und den Schalker Haien gibt es Parallelen.

Denn wie Raúl für die Fußballer schnürte auch für die Eishockeymannschaft aus Gelsenkirchen einst ein weltbekannter Altstar seine Schlittschuhe: der tschechische Nationalspieler Jaromír Jágr, immerhin zweifacher Stanley-Cup-Sieger. Die Pittsburgh Penguins vergeben seine Trikotnummer 68 ihm zu Ehren nicht mehr. Während des Spielerstreiks in der NHL in der Saison 1994/95 ging er für die Haie aufs Eis.

Und auch sonst ist die Geschichte der Schalker Haie eine von Höhenflügen – und tiefen Abstürzen. Viermal musste der Verein neu gegründet werden, weil dreimal der Spielbetrieb aufgrund finanzieller Probleme eingestellt werden musste. Immer stieg der Verein in der Zwischenzeit bis in die zweithöchste Spielklasse auf, nahm sich vor, sich dort diesmal wirklich zu konsolidieren – und scheiterte doch.

Zuletzt aber war es lange ruhig geworden um den Gelsenkirchener Eishockeyverein. Auf Schalke konzentrierte man sich darauf, Jugendmannschaften aufrechtzuerhalten, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Eishockey zu spielen. Und wenn sie daran so viel Freude haben, dass sie auch als Erwachsene nicht aufhören wollen, bietet der Verein ihnen in zwei Hobbymannschaften die Möglichkeit dazu. 120 Mitglieder haben die Schalker Haie aktuell – fast alle sind auch auf dem Eis aktiv. Beständigkeit und kleine Brötchen – ein angenehmer Kontrast zum großen Nachbarn.

Doch seit fünf Jahren haben die Schalker Haie ein Problem: keine Eishalle. Ihre Halle im Sportparadies Gelsenkirchen wurde von der Stadt zunächst als Corona-Test- und später auch als Impfzentrum genutzt. Auch nach der Pandemie wurde die Halle nicht mehr vereist; zwischendurch waren dort auch geflüchtete Menschen untergebracht. Zum Training müssen die Kinder und Jugendlichen daher nach Dorsten. Da dort jedoch keine Spiele ausgetragen werden können, weicht der Verein auf verschiedene Eishallen aus. In diesem Jahr spielt man vor allem in Bergkamen, in der letzten Saison musste man bis nach Bielefeld pendeln. Das ist einerseits teuer und schadet andererseits der Bindung der Menschen aus Gelsenkirchen an ihren Eishockeyverein. Kurzum: Es gefährdet die Nachhaltigkeit der Arbeit des so oft neu gegründeten Vereins.

Deswegen wollen die Schalker Haie jetzt zurück in ihre eigene Halle. Der Verein hat darum eine Petition gestartet. In der letzten Woche kamen online über 3.300 Unterschriften zusammen. Hinzu kamen noch 150 Unterschriften, die handschriftlich eingesammelt werden konnten. Auch die Namensvetter der Kölner Haie und die Iserlohn Roosters – zwei erstklassige Eishockeyvereine aus NRW – sowie die Düsseldorfer EG haben die Petition auf ihren Social-Media-Kanälen geteilt. Eine beachtliche Reichweite – gerade im Kontrast zur Mitgliederzahl.

Den Schalker Haien geht es jetzt darum, mit der Stadt Gelsenkirchen einen Plan zur erneuten sportlichen Nutzung ihrer Halle zu erarbeiten. Dafür hat der Verein ein Konzept entwickelt. Und das umfasst nicht nur Eishockey, sondern reicht von Eisdiscos über Eisstockschießen bis hin zum Freizeit- oder semiprofessionellen Schlittschuhlaufen. Auch eine Firma, die die Halle betreiben soll, steht bereits bereit.

Dass eine lokale Eishalle auch ohne DEL-Zugehörigkeit durchaus erfolgreich sein kann, beweist ein Blick in die Nachbarstadt: Die Herne Miners spielen aktuell in der drittklassigen Oberliga im Schnitt vor über 1.200 Zuschauer*innen. Bei Derbys ist die Eishalle am Gysenberg mit knapp 3.000 Plätzen oft sogar ganz ausverkauft. In Gelsenkirchen versprechen Eisdiscos und andere Freizeitangebote zudem zusätzliche Einnahmequellen – und würden Orte schaffen, an denen Menschen zusammenkommen und Positives erleben können.

Vor allem aber geht es darum, dass Kinder, Jugendliche und Hobbysportler*innen in ihrer Stadt aufs Eis können – damit sich die Schalker Haie weiter nachhaltig entwickeln können.

Hier geht es zur Petition.

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Von admin