Die 777 Partners kennt man in Deutschland spätestens seit ihrem Einstieg bei Hertha BSC. Doch das Engagement in der Hauptstadt war ja nicht ihre erste Fußball-Beteiligung. Ihre Geschichte ist vielmehr die Geschichte vom Aufstieg und Fall des vielleicht ambitioniertesten Multi-Club-Ownerships neben der alles dominierenden City Football Group. Innerhalb kürzester Zeit steig 777 bei zahlreichen ambitionierten Klubs, die aber finanziell jeweils massive Probleme hatten, auf drei Kontinenten ein – bis man selbst komplett in Schieflage geriet. Unzählige Klagen auf der ganzen Welt sind anhängig, unter anderem wegen wegen doppelter Verpfändung, nicht existierender Sicherheiten und unrechtmäßigem Vorgehen in der Vereinsführung. Am Freitag dann endete die Zeit der 777 Partners als Fußball-Investoren offiziell – zumindest fast: Bei einer Auktion in New York übernahmen die Gläubiger des Konsortiums endgültig die Kontrolle. Fast alle vormaligen 777-Vereine wurden wieder verkauft. Wie lief die Zeit der 777 Partners im Weltfußball und wie wird man in ein paar Jahren an 777 zurückdenken? FanLeben.de dokumentiert ihr Wirken.

Vorsicht, Spoiler: Schön war das nicht.

Beginnen wir – wo sonst – ganz am Anfang. 2018 stieg 777 mit einer Minderheitsbeteiligung beim FC Sevilla ein. Bis 2020 bauten sie diese auf 12 bis 14 Prozenten der Anteile aus. Gemeinsam mit Jose Del Nido, einem ehemaligen Präsidenten der Fußballholding des FC Sevilla, der nach seinem Ausscheiden ebenfalls noch rund 15%, wollte 777 2021 dann die Kontrolle über den Verein übernehmen. Doch das Ansinnen scheiterte. Die Eigentümerstruktur des FC Sevilla war damit komplett zerstritten. Und damit nicht genug: Die 777 Partners, die für ihre Beteiligungen jeweils Tochterfirmen gründen, um die Holding abzusichern, gerieten in eine finanzielle Krise. Ihre Sevilla-Holding ging de Facto sogar pleite. Auch Betrugs- und Geldwäschevorwürfe kamen auf. Ein Gericht in den USA, dem Sitz der 777 Partners, froh ihren Anteil daraufhin ein. Seit mehreren Jahren lähmt diese Situation nun schon die Entwicklung des FC Sevilla. Dass das kein Zustand ist, hat man jetzt auch bei 777 eingesehen: Im Mai kündigten sie an, ihren Anteil am FC Sevilla zu versteigern. Zugegeben: Wohl nicht, um den Klub zu stabilisieren, sondern um das Kapital, welches man gerade wegen der Gerichtsauflagen eh nicht nutzen kann, wenigstens woanders investieren zu können.

Parrallel stieg man 2021 beim FC Genua in Italien ein. Ein hochverschuldeter Verein, der dringend neue Strukturen benötigte. Dieses Mal bewusst nicht mit einer Minderheitsbeteiligung, sondern als Alleineigentümer. Und zunächst lief es auch gut: Die 777 Partners brachten frisches Kapital in den Verein, schichteten die Schulden um und senkten die Lohnkosten. Sportlich forderteten die Umstrukturierungen ihren nur vorrübergehend Tribut: Man stieg zwar aus der ersten Liga, aber zwei Jahre später auch schon wieder auf. Dieses Mal aber, so schien es, mit einem solideren wirtschaftlichen Fundament. Doch der Schein trügte: Denn der FC Genua baute unter 777 auch neue Schulden auf – Steuerschulden. Gleichzeitig machten Gerüchte über eine drohende Insolvenz und Zwangsvollstreckung bei den 777 Partners selbst die Runde. Deren Hauptgläubiger übernahm daraufhin auch die Kontrolle beim FC Genua und entfernte die 777-Leute aus dem operativen Geschäft. Mittlerweile haben die 777 Partners, auch um ihre eigenen Schulden bedienen zu können, 77% der Anteile am FC Genua an Dan Șucu aus Rumänien verkauft.

Währenddessen fand sich noch ein dritter Verein, der sich von den 777 Partners kaufen lassen wollte: Vasco da Gama aus Brasilien. Hier gliederten die Vereinsmitglieder für den Investoreneinstieg extra den Spielbetrieb aus ihrem Verein aus. Im Januar 2022 war das. Vasco da Gama stand da sportlich am Abgrund und hatte 777 70% der Kapitalgesellschaft im Tausch gegen die Übernahme aller Vereinsschulden und ein massives Investitionspaket übergeben. Doch die 777 Partners halten ihr Wort nicht: Schon Anfang 2023 sperrt die FIFA Vasco da Gama für eigene Transfers, da Schulden nicht bezahlt wurden. Ende des Jahres dann schlagen die Buchprüfer Alarm: Alle Bilanzkennzahlen sind negativ – auch das Eigenkapital. Der Verein fühlt sich hintergangen. Im Mai 2024 klagt er gegen den Investor. Ein Gericht in Rio de Janiero gibt Vasco da Gama dabei recht: Sie dürfen bis auf weiteres auch die Anteile der 777 Partner wieder kontrollieren. Spekuliert wird, dass 777 auch hier den Genua-Ausweg gehen und seine Anteile bald verkaufen wird, dann wohl völlig absurder Weise sogar mit Gewinn für die Investoren. Während Vasco da Gama hofft, den Deal irgendwie ganz rückabwickeln zu können.

2022 kauften die 777 Partners gleich noch drei weitere Vereine: Standard Lüttich, Red Star Paris und Melburne Victory. Und überall gibt es Probleme: Seit der Übernahme ist Standard Lüttich quasi permanent zahlungsunfähig, mehrfach konnten die Gehälter der Spieler nicht pünktlich gezahlt werden und weil der Klub auch die Miete für das städtische Stadion nicht überwies, durfte er auch das phasenweise nicht mehr betreten. Der Zwangsabstieg droht. Auch hier wurden die 777 Partners übrigens von ihren eigenen Gläubigern mittlerweile aus der Klubführung entfernt und der Klub wurde am Freitag an den Verein zurückverkauft. Auch bei Red Star Paris kaum es – neben massiven Fanprotesten – aufgrund der finanziellen Probleme der 777 Partners nie zur Ruhe. Auch hier führen mittlerweile die 777-Gläubiger der Klub und streben einen Verkauf an. Raus ist man wiederum schon bei Melburne Victory. Der australische Klub ist froh drum, den finanziell machte man in jedem Jahr der Beteiligung Miese und gleichzeitig versuchte 777 eigene Schulden auf den Verein umzulegen. Auch hier erfolgte der Ausstieg durch die 777-Gläubiger.

Zugegeben: Die massivsten Probleme der 777 Partners begannen rund um das Jahr 2022 – nachdem sie sich mit ihrer Expasionsstrategie offensichtlich vollkommen übernommen hatten. Doch schon vorher war zu erkennen, wie wenig Sensibilität sie für den Fußball und sein emotionales Umfeld mitbringen. Trotzdem verband man bei Hertha BSC noch Hoffnungen mit ihnen: 2023 lösten sie nämlich Lars Windhorst ab, der mit seiner Idee eines „Big City Clubs“ vollkommen gescheitert war und dabei fast noch zwielichtiger wirkte als 777. Doch bei Hertha konnte man, 50+1 sei Dank, gelassener mit den 777 Partners umgehen. Präsident Kay Bernstein, ein ehemaliger Ultra, suchte zwar immer wieder den Austausch, hielt den Investor aber ansonsten geschickt aus dem operativen Geschäft raus. De Facto raus war 777 spätestens ein Jahr später ohnehin schon: Auch hier übernahmen die Gläubiger die Kontrolle. Seit Freitag ist der 777-Ausstieg jetzt auch offiziell: Weil die 777 Partners ihre Schulden nicht bezahlen konnten, setzten die Gläubiger eine Auktion an und übernahmen dabei selbst die Anteile an der Hertha. Zuvor hatte man Hertha BSC auch angeboten sich – wie Standard Lüttich es Freitag auch getan hat – selbst zurückzukaufen. Doch dafür fehlte dem Hauptstadtklub das Geld. Die Gläubiger bereiten nun ihrerseits einen Exit vor, wer dann gegebenenfalls bei der Hertha einsteigt, ist noch unklar.

Und dann ist da noch der Fall des FC Everton. 2023 wollten die 777 Partners auch den chronisch klammen Traditionsverein aus Liverpool – älter als die Reds! – übernehmen. Mit dem Vorbesitzer war alles geregelt, doch die Premier League war skeptisch. Bei der bis dahin schon bekannten Vorgeschichte von 777 verständlich. Es wurde eine Frist für zusätzliche Sicherheiten in Form von Bürgschaften gesetzt. Im Übernahmeprozess verloren die 777 Partners jedoch die Kontrolle über ihr Unternehmen an ihre Gläubiger. Die ließen die Frist zur Übernahme verstreichen und zogen sich so vom Geschäft zurück. Doch auch Evertos Vorbesitzer wollte den Verein nicht behalten. Der Klub lag de Facto brach. Hochverschuldet, handlungsunfähig. Hätte der FC Everton keinen anderen Investoren gefunden, hätte er zwangsabsteigen müssen. Wo 777 auftaucht, wirds Dunkel – selbst wenn der Einstieg scheitert.

Insgesamt ist das Unternehmen also ein ziemlich gutes Beispiel dafür, was alles schief laufen kann bei einem Investoren-Einstieg. Und dafür, wie das Konstrukt Multi-Club-Ownership zwielichtige Investoren anlockt und verlockt, sich bei einem raschen Expansionsprozess zu übernehmen.

Die Leidtragenden? Die Fans. Wenn ihr Herzensverein 777 oder ähnlichen Unternehmen zum Opfer fällt.

Niemals dürfen wir vergessen, wie gut wir es mit der 50+1-Regel in Deutschland haben!

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Von admin