Millionentransfers im Fußball sind längst Alltag. Zumindest bei den Männern. Bei den Frauen hingegen gelten heute noch Ablösesummen im sechsstelligen Bereich als spektakulär. Wobei heute eine neue Ablöseschallmauer durchbrochen wurde.

Der FC Arsenal verpflichtet Olivia Smith und sorgt damit für einen historischen Moment im Frauenfußball. Die Offensivspielerin wechselt vom Ligakonkurrenten FC Liverpool zu den „Gunners“ – für eine Ablösesumme von über einer Million Pfund. Je nach Quelle entspricht die genaue Summe umgerechnet rund 1,15 bis 1,27 Millionen Euro. Damit wird Smith zur bislang teuersten Spielerin der Frauenfußball-Geschichte. Den Transfer gab Arsenal heute Vormittag bekannt, auch dass die 20-jährige Kanadierin einen langfristigen Vertrag unterschrieben hat.

Arsenals Sportdirektorin Clare Wheatley lobt die neue Rekordhalterin Smith als „eine der talentiertesten jungen Spielerinnen im gesamten Fußball“. Die Trainerin der Gunners, Renee Slegers, wiederum ist „beeindruckt von Smiths Mentalität und Charakter“.

Mit dem Rekordtransfer löst Smith Naomi Girma als bislang teuerste Spielerin im Frauenfußball ab. Die US-Amerikanerin war erst im Januar dieses Jahres für 1,06 Millionen Euro von San Diego Wave zum FC Chelsea gewechselt.

Olivia Smith selbst war übrigens auch erst im Juli 2024 zum FC Liverpool gekommen – für eine Ablöse von 230.000 Euro. In ihrer Premierensaison in der Women’s Super League vervierfachte sie dann ihren Marktwert, indem sie unter anderem sieben Treffer für die „Reds“ erzielte. Die kanadische Nationalspielerin ist dabei flexibel einsetzbar und kann sowohl auf den Flügeln als auch in der Sturmspitze agieren.

In Deutschland hält Lena Oberdorf den bisherigen Rekord: 2024 wechselte die deutsche Nationalspielerin für 450.000 Euro vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München – das war bislang die höchste Ablösesumme, die im Frauenfußball für eine deutsche Spielerin gezahlt wurde. Jule Brand wiederum, die vor der Europameisterschaft bei Olympique Lyon unterschrieb, gilt mit einem Jahresgehalt von etwa 600.000 Euro als bestbezahlten deutschen Spielerin. Auch Spielerinnen wie Sydney Lohmann wechselten ins Ausland, etwa zu Manchester City, allerdings für niedrige sechsstellige Ablösen, also für gerade mal ein Zehntel der neuen Rekordsumme.

Werden die Transfersummen und Gehälter im Frauenfußball in den kommenden Jahren immer weiter steigen – vermutlich. Die deutsche Ablöse-Rekordhalterin Lena Oberdorf warnt jedoch vor zu viel und vor allem zu schnellem Wachstum: „Wir haben in Deutschland eine kleine Pflanze gezeugt, aber wenn man jetzt zu viel Wasser zugibt und zu schnelles Wachstum haben will, kann es nach hinten losgehen.“ Für sie steht darum auch fest: „Ich möchte einfach nach meiner Leistung bezahlt werden.“

In eine ähnliche Kerbe schlägt Alexander Popp, die den deutschen Frauenfußball in den letzten 15 Jahren wie kaum eine zweite geprägt hat: „Natürlich braucht es mehr Geld für die Entwicklung des Frauenfußballs. Aber ich glaube, es gibt wenige Spielerinnen, die ganz klar betonen, dass sie genauso viel Geld wollen wie die Männer.“

Lina Magull vom FC Bayern, die gerade mit dem DFB-Team bei der EM in der Schweiz antritt, fordert hingegen mehr Equal Pay im Fußball: „Ich brauche keine 10 oder 20 Millionen Euro im Jahr, aber unsere Gehälter sollten steigen, damit alle – nicht nur die Nationalspielerinnen – ihren Sport professionell ausüben können, und bei den Männern sollte man die hohen Summen anpassen.“ Als ersten Schritt sieht sie dabei einen Mindestlohn für Fußballerinnen: „Wir Fußballerinnen sollten ab der 2. Liga so gut verdienen, dass niemand mehr nebenbei arbeiten gehen muss. Da sprechen wir von einem Mindestgehalt von 2000, 3000 Euro im Monat. So kannst du die Entwicklung im Frauenfußball nachhaltig voranbringen.“

In den USA wird Equal Pay im Frauenfußball dabei schon gelebt: Nationaltrainerin Emma Hayes ist die bestbezahlte Trainerin der Welt, weil sie genauso viel verdient wie Gregg Berhalter, der Coach der US-Männernationalmannschaft. Auch ihre Spielerinnen erhalten die selben Prämien wie ihre männlichen Kollegen.

Der Fußball ist hier ein Spiegel der Gesellschaft: Denn auch gesamtgesellschaftlich verdienen Frauen weniger als Männer. Der bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland liegt bei 6% – so viel verdient eine Frau mit der selben Qualifikation im gleichen Job durchschnittlich weniger als ihr Kollege. Insgesamt verdienen Frauen 16% weniger als Männer.

Das ist nicht okay – weder auf dem Platz, noch daneben. Darum ist es richtig, dass wir über dieses Thema reden. Und uns freuen, wenn der Frauenfußball wächst.

Unser Newsletter: 1x die Woche exklusive Inhalte kostenlos in Dein Postfach holen:

Von admin