Zwei Fakten machen diese Geschichte interessant: Einmal, weil es um Kerim Calhanoglu geht, den viele Fußballfans noch aus dem Nachwuchs von Schalke 04 und von seiner Zeit bei Greuther Fürth kennen. Und dann, weil sein neuer Verein zwar in der kroatischen Liga antritt, aber seit fünf Jahren von deutschen Managern geführt wird. Neben Calhanoglu spielen darum noch sieben weitere aus Deutschland bekannte Spieler bei HNK Vukovar: Ex-St.-Pauli-Torwart Ronny Seibt, die Verteidiger Ricardo Henning und Jakov Suver, die Mittelfeldspieler Eniss Shabani, Marlon Roos-Trujillo und Ivan Ljubicic sowie die Stürmer Törles Knöll und Luka Klanac.

Reden wir also über HNK Vukovar – was gibt es über den kroatischen Erstligaaufsteiger zu wissen?

Der Klub wurde 2012 gegründet, nachdem der NK Vukovar, gegründet nach der kroatischen Unabhängigkeit 1991, wegen einer Insolvenz aufgelöst werden musste. In der relativ kurzen Vereinsgeschichte gelangen dem Vorgängerverein aber immerhin zwei Meisterschaften in der zweiten Liga – und in der Folge sogar ein paar Erstligajahre. Zwischendurch ging es jedoch bis in die dritte Liga runter, bevor man 2009 von einer Erstliga-Aufstockung profitierte und am grünen Tisch in die zweite Liga zurückkehren konnte.

HNK, der Nachfolge-Klub, übernahm nach der Neugründung Spieler, Mitarbeiter und Infrastruktur. Sportlich startete HNK Vukovar in der Regionalliga MŽNL Osijek-Vinkovci und schaffte bereits nach einer Saison als Tabellenzweiter den Aufstieg in die drittklassige 2. NL. In der Spielzeit 2021/22 folgte der nächste Erfolg: Als Meister sicherte sich die Mannschaft den Sprung in die 1. NL. In den darauffolgenden Jahren etablierte sich der Klub in der zweiten Liga und belegte zunächst Rang zwei, anschließend Platz drei. Die Krönung der Entwicklung gelang schließlich in der Saison 2024/25: Mit dem Gewinn der Zweitligameisterschaft machte der Verein den Aufstieg in die höchste kroatische Spielklasse, die Hrvatska Nogometna Liga (HNL), perfekt. Bittere Pille: Weil das heimische Stadion Borovo naselje in Vukovar nicht den Anforderungen der HNL genügt, muss der Verein seine Heimspiele vorübergehend im Stadion von HNK Cibalia im nahegelegenen Vinkovci austragen.

Kommen wir damit zum deutschen Eigentümer: Markus Buzov. Der heutige Vereinspräsident und Eigentümer lebt in Deutschland, doch seine Wurzeln liegen in Vukovar. Seine Eltern stammen aus der Stadt und Buzov erzählt offen, wie stark ihn diese familiäre Geschichte geprägt hat. Mitten in der Corona-Pandemie, als andere Vereine ums Überleben kämpften, wagte er darum den Schritt: Über seine deutsche Firma „Chapter One Sports & Consulting GmbH“ stieg er bei HNK Vukovar 1991 ein. Seitdem hat er den Klub nicht nur finanziell stabilisiert, sondern eben auch sportlich auf Kurs gebracht.

Eine Herzensangelegenheit – auch wegen der leidvollen Geschichte der Stadt: Vukovar wurde im Jugoslawienkrieg zu einem Symbol der Zerstörung. Von August bis November 1991 belagerten die Jugoslawische Volksarmee und serbische Paramilitärs die Stadt. 87 Tage dauerten die Kriegshandlungen in der Stadt. Die Folgen waren verheerend: Ein Großteil der Stadt wurde in den Kämpfen zerstört, tausende Menschen starben oder wurden verletzt. Nach dem Fall der Stadt am 18. November 1991 kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, darunter die berüchtigte Massentötung von Ovčara, bei der über 200 Kriegsgefangene und Zivilisten ermordet wurden. Vukovar blieb bis 1998 unter serbischer Verwaltung, ehe die Stadt im Rahmen des UN-verwalteten Friedensprozesses wieder vollständig in den kroatischen Staat eingegliedert wurde. Bis heute gilt Vukovar in Kroatien darum als Mahnmal des Krieges.

Auch deswegen sind Markus Buzov Investitionen in die Infrastruktur bei HNK so wichtig. Er will Erstligafußball nicht nur beim Klub der Stadt, sondern auch in der Stadt selbst erleben. Und er will eine engere Verbindung mit der kroatischen Diaspora, vor allem in Deutschland, was ja auch die eingangs genannten Neuverpflichtungen zeigen. Eine besondere Rolle dabei spielt Gordon Sildenfeld, der Aufstiegstrainer ist seit November 2024 im Amt. Als aktiver Spieler stand er unter anderem beim MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt, aber auch bei Sturm Graz unter Vertrag.

All das macht HNK Vukovar zu einem Verein mit spannender Geschichte.

Auch wenn er mit nur zwei Punkten aus fünf Spielen gerade am Tabellenende der kroatischen Liga steht. Aber vielleicht wird das ja noch, jetzt, wo Kerim Calhanoglu da ist…

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Von admin