„Ein 41-jähriger Mann verfolgte am Vormittag auf der Windhorststraße seine Ex-Frau und tötete sie mit zwei Schüssen. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst. Polizei und Staatsanwaltschaft werten die Tat als Femizid. Die tödlichen Schüsse machten drei minderjährige Kinder zu Waisen“ – So beschreibt die Neue Osnabrücker Zeitung das grausame Verbrechen, das sich bereits am 23. Juni in Osnabrück zugetragen hat.
Was hat diese Nachricht mit einem Sportblog zu tun? Auf dem ersten Blick wenig. Doch auf dem zweiten auch nicht: Denn Femizide betreffen uns alle. Die Statistiken zeigen: An jedem Tag versucht irgendwo in Deutschland ein Mann seine (Ex-)Partnerin umzubringen, an jedem dritten Tag hat er damit Erfolg. Es ist also ein bedeutenes gesellschaftliches Thema. Und Fußballvereine, die in ihren Städten zu den bedeutensten gesellschaftlichen Multiplikator*innen gehören, haben eben auch eine gesellschaftliche Verantwortung. So sieht es zumindest Lothar Gans vom VfL Osnabrück: „Der VfL ist Brückenbauer in Stadt und Region Osnabrück, auch über den Fußball hinaus. Die grausame Tat, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft geschehen ist, hat uns alle sehr bewegt. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir als VfL unseren Beitrag leisten.“
Das geschieht ganz konkret durch ein Benefizspiel zu dem der VfL Osnabrück in der kommenden Woche einlädt. Am 23. September wird um 18:00 Uhr auf der neuen Anlage von BW Schinkel am Gretescher Weg angepfiffen. Die Lila-Weißen werden mit dem gesamten Kader in die Nachbarschaft kommen und 90 Minuten gegen Blau-Weiß spielen. Eintrittskarten sind ausschließlich an der Tageskasse erhältlich, die am Spieltag um 17:00 Uhr öffnet. Alle Tickets werden zum Einheitspreis ohne weitere Abstufungen von 8,00 Euro angeboten. Kinder bis einschließlich 12 Jahren haben freien Eintritt und können die von der VfL-Fanabteilung aufgebaute und betreute Hüpfburg nutzen. All das ist ein starkes Signal, um Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Gewalt an Frauen zu erzeugen.
Aber auch um die hinterbliebenen Kinder zu unterstützen. Denn um die Ausbildung und den weiteren Lebensweg der Kinder sicherzustellen sind zwar bereits Spendenaktionen gestartet worden. Der VfL Osnabrück schließt sich diesen nun aber gemeinsam mit BW Schinkel an und bestreitet zu Gunsten der Kinder eben jenes Benefizspiel, dessen Erlöse aus Eintritt und Catering gespendet werden. Lothar Gans sagt: „Ich würde mich deshalb sehr freuen, wenn viele Zuschauer kommen und wir einen tollen Fußballabend im Schinkel erleben, bei dem die drei Kinder und deren Zukunft im Vordergrund stehen.“
Das ist leider auch notwendig. Denn Kinder, die in Deutschland einen Elternteil durch ein Verbrechen wie einen Femizid verlieren, sind zwar grundsätzlich finanziell abgesichert – etwa durch Waisenrenten, Unterhaltsvorschuss oder Sozialleistungen. Doch die bestehenden Regelungen stoßen seit Jahren als unzureichend auf Kritik: So beklagen Fachleute, dass die staatlichen Leistungen häufig nicht ausreichen, um den tatsächlichen Bedarf der Kinder zu decken. Besonders problematisch ist die Anrechnung verschiedener Hilfen.
Hinzu kommen bürokratische Hürden: Bis Renten oder andere Ansprüche bewilligt werden, vergehen nicht selten Wochen oder Monate, in einer Zeit, in der Familien nach einem gewaltsamen Todesfall ohnehin stark belastet sind. Gefordert werden deshalb unkomplizierte Überbrückungsleistungen, die unmittelbar nach dem Tod eines Elternteils greifen. Auch die psychosoziale Dimension wird als Lücke gesehen. Neben der finanziellen Absicherung fehlen Kindern häufig verbindliche Angebote für psychologische Betreuung und rechtliche Begleitung beziehungsweise es dauert hier ebenfalls zu lange bis dauerhafte Hilfsangebote in Anspruch genommen werden können.
Auch deswegen ist es so gut und so wichtig, dass der VfL Osnabrück hier Awarness schafft.
FanLeben.de empfiehlt darum allen VfL-Fans genauso wie allen anderen Fußball-Fans in der Region: Hin zum Spiel! Und gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und für die Sicherheit und Selbstbestimmtheit von Kindern und Jugendlichen setzen.
