Queens Park FC hingegen ist zwar der älteste und nach den Rangers und Celtic Glasgow der erfolgreichste Fußballverein Schottlands, doch seit seiner Begründung immer ein Amateurverein geblieben – als bewusste Entscheidung. 1900 lehnte man sogar die Teilnahme an der neubegründeten schottischen Fußballliga ab. Nicht nur, dass die Spieler Profis werden sollten, auch die Existenz kleinerer Vereine sah man beim Glasgower-Klub bedroht. Und leistete aus Überzeugung Widerstand. Denn wie in Großbrittanien üblich, ziert auch das Logo des Queens Park FC neben dem Klubnamen auch ein Vereinsmotto: „Ludere causa Ludendi“ – Spielen um des Spielens Willen.
1873 gründete der Queens Park FC den schottischen Fußballpokal, ein Gastspiel in Irland Ende der 1870er Jahre führte zur Gründung der irischen Nationalmannschaft, zwischen 1874 und 1876 und 1880 bis 1882 gewann man gleich zwei Mal drei Mal in Folge den schottischen Pokal. Aber auch die Art, wie wir die Fußballregeln heute kennen, prägte der Queens Park FC: Der Verein war nämlich verantwortlich für die Aufnahme von Latten an Fußballtoren, Freistößen und Halbzeiten in das Regelwerk. Seine Heimspiele bestreitet man darum auch standesgemäß im Hampton Park – dem schottischen Nationalstadion. Mehrere tausend Fans kommen zu den Spielen, obwohl der Klub seit Jahrzehnten unterklassig spielt.
Trotzdem geriet das Modell mehr und mehr an seine Grenzen. Als einziger Amateurverein im Profifußballsystem kämpften die „Spiders“ in der dritten und vierten Liga ums sportliche Überleben. Aufstiege wie 2007 unter Billy Stark in die Second Division blieben seltene Lichtblicke. Die romantische Aura des Vereins – unbezahlte Spieler, Ehrenamt, Ausbildung junger Talente – war zwar Teil seiner Identität, doch in einem zunehmend kommerzialisierten Umfeld wuchs der Druck. Ohne Transfererlöse, Sponsoring-Einnahmen oder professionelle Strukturen drohte Queen’s Park dauerhaft ins sportliche Abseits zu geraten.
Die entscheidende Zäsur kam dann im Jahr 2019. Nach langer interner Debatte entschied der Klub, seine Amateurtradition aufzugeben und selbst auch professionelle Strukturen aufzubauen. Darum begann eine tiefgreifende strukturelle Neuausrichtung. Der Verkauf des Hampden Park an den schottischen Verband (SFA) ermöglichte dem Verein finanzielle Stabilität und Investitionen in die Zukunft. Das historische Heimstadion Lesser Hampden – inzwischen als The City Stadium bekannt – wurde modernisiert und ausgebaut, um den Anforderungen des Profifußballs zu genügen. Zwischen 2021 spielte man ausschließlich dort. Einige Heimspiele trägt Queens Park seitdem aber wieder im historischen Hampton Park aus.
Sportlich zahlte sich der Kurswechsel rasch aus. Mit einer Mischung aus erfahrener Führung, modernen Trainingsmethoden und gezieltem Scouting stieg Queen’s Park 2021 aus der League Two auf, nur ein Jahr später folgte der Sprung in die Championship, die zweithöchste Liga Schottlands. Unter Trainern wie Owen Coyle und später Robin Veldman, einem Vertreter der niederländischen Schule, wurde ein spielerisch geprägter Fußball kultiviert, der stark auf Ballbesitz und taktische Ausbildung setzte – ungewöhnlich für die rauen Gefilde des schottischen Unterhauses. Zugleich etablierte der Verein ein ambitioniertes Nachwuchsprogramm mit Fokus auf individuelle Entwicklung, unterstützt durch Kooperationen mit europäischen Akademien. Ein Beispiel für die verbesserte Nachwuchsarbeit ist Callan McKenna, der aktuell beim AFC Bournemouth spielt.
Der Verein versucht so, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu meistern. Die Jugendförderung, die Verwurzelung im Süden Glasgows und der Anspruch, „anders“, nämlich gleichzeitig traditionsbewusst und sportlich innovativ, zu sein, bleiben Leitlinien. Auch organisationspolitisch: Denn trotz des tiefgreifenden strukturellen Wandels ist die Eigentümerstruktur unverändert geblieben, der Verein gehört weiterhin seinen Mitgliedern. Als klassischer Mitgliederverein wird Queen’s Park demokratisch geführt. Grundlegende Entscheidungen trifft die Mitgliederversammlung, die auch den Vorstand wählt. So stimmten die Mitglieder 2019 selbst über die historische Abkehr vom Amateurprinzip ab. Eine Struktur, die in Great Britain extrem ungewöhnlich ist, wo doch sonst Investoren, Unternehmen und Konsortien Eigentümer der Klubs sind.
Die aktuelle Saison hat dabei für den Traditionsverein eher langsam begonnen: In den ersten sechs Spielen gab es zwar nur eine Niederlage, aber auch nur einen Sieg und vier Unentschieden. Damit steht man aktuell auf Platz sieben der Tabelle. Aber hey, Vereine wie Queen’s Park beweisen ohnehin, dass es im Fußball um mehr geht, als nur um Tabellenplätze.