Julian Nagelsmann hat Noah Atubolu nachnominiert. Der Freiburg-Schlussmann ersetzt – zumindest vorrübergehend – Oliver Baumann, der im Camp der Nationalmannschaft erkrankt ist, über Übelkeit klagt. Dass die Nominierung sportlich verdient ist – keine Frage, Atubolu knüpft auch in dieser Saison an seine starke Form aus dem vergangenen Jahr an. Aber auch neben dem Platz kann man sich für den 23-jährigen, der bislang Stammtorwart der U21-Nationalmannschaft gewesen ist, einfach nur mitfreuen. Beispiel(e) warum gefällig? Bitte sehr!

28 Kinder und Jugendliche aus dem Freiburger Stadtteil Weingarten haben im August gemeinsam mit ihren Familien elf Tage an der spanischen Costa Brava verbracht – eine Ferienfreizeit, die von SC-Torwart Noah Atubolu möglich wurde. Der 23-Jährige, der selbst in Weingarten aufgewachsen ist, unterstützte die Reise finanziell. In den vergangenen Jahren führte der Ausflug traditionell in den Schwarzwald, doch diesmal sollte es weiter weggehen. „Jetzt sagten viele: Wir wollen ans Meer“, berichtet Karin Seebacher vom Kinder- und Jugendtreff Weingarten .

Gemeinsam mit dem Nachbarschaftstreff organisierte sie die Fahrt. Dass der Wunsch nach Spanien schließlich Wirklichkeit wurde, verdanken die Familien Atubolu. Denn alleine hätte der Nachbarschaftsverein dieses Angebot nicht finanzieren können. Über Atubolos Verbundenheit zum Stadtteil kam es schließlich zur Idee, dass er einspringen und helfen könnte, damit die Kinderträume wahr werden. „Weingarten hat mich geprägt. Du lernst hier einfach, früh reif zu werden“, sagte er. Noch heute lebt ein Teil seiner Familie dort. „Ich bin täglich im Stadtteil“, sagt der Keeper zu seiner Verbundenheit. Und führt aus: „Mir war immer klar, dass ich – wenn ich es mal weiter schaffe – Geld oder Zeit zurückgeben möchte. Es freut mich sehr, dass ich den Menschen eine so große Freude machen konnte.“

Beim Nachtreffen im Kinder- und Jugendtreff wurden Erinnerungen geteilt: Fotos vom Strand, vom Eisstand, vom gemeinsamen Kochen, von Ausflügen nach Barcelona und Calella. Auch Atubolu war dabei. Viele Kinder kamen in SC-Trikots, baten um Autogramme, posierten für Fotos und erhielten kleine Fußbälle von ihrem Vorbild. Auch Kathrin Seebacher erinnerte daran, dass der Torhüter in Weingarten sowohl Kindergarten als auch Schule besucht hat – und regelmäßig bei Freizeitangeboten dabei war. „Und Noah war immer bei unserem Mitternachtskick in der Halle dabei“, erinnert sie sich. Gespielt wurde damals oft auf dem „Käfig“, einem Bolzplatz unweit des Jugendzentrums. Sie sei stolz, dass der Kontakt zu dem Mann, der inzwischen Bundesligaspieler und deutscher Nationaltorhüter ist, nie abgerissen sei, auch wenn sie das nicht verwundet.

Denn über seine Rolle als Vorbild macht sich Atubolu keine Illusionen. „Es ist mein Ziel, eine Motivation zu sein – nicht nur für die Kinder von hier, sondern für alle“, erklärte er. Dabei zieht er aus seinem Engagement auch eigene Motivation: Als er im letzten Jahr erfuhr, dass ein kleiner Junge an Krebs erkrankt ist, nahm Atubolu ihm zu Weihnachten eine Videobotschaft auf und schickte sie ins Krankenhaus. Der Junge wurde wieder gesund und verfolgte das letzte Heimspiel des SC Freiburg sogar wieder im Stadion. Darauf angesprochen sagte Atubolu nach dem Spiel sichtlich bewegt: „Das bedeutet mir fast mehr als ein Sieg. Es ist so schön zu sehen, dass er wieder dabei ist. Wenn ich auch nur ein ganz kleines bisschen zu seiner Motivation beigetragen habe, dann berührt mich das zutiefst.“

Übrigens: Als Nagelsmanns Anruf kam, schlief der Keeper gerade: „Wir sind Sonntagnacht nach dem Spiel in Mönchengladbach sehr spät nach Hause gekommen“, schilderte Atubolu auf der Website seines Vereins die unerwartete Einladung nach Herzogenaurach. „Ich habe nach dem Vormittagstraining einen Mittagsschlaf gemacht. Nach dem Aufwachen waren mehrere verpasste Anrufe von Bundestorwarttrainer Andreas Kronenberg und SC-Torwarttrainer Michael Müller auf dem Handy.“ Die Botschaft an ihn lautete, dass ein Fahrer unterwegs sei, um ihn abzuholen. Noch am Abend ging es für Atubolu nach Franken. „Ich fahre mit der Erwartung zur Nationalmannschaft, alles aufzusaugen und lernen zu können“, sagte er weiter. „Es ist mir eine Riesenehre, im Kader der deutschen Nationalmannschaft zu stehen.“

Alle freuen sich auf das Debüt. Wir uns auch. FanLeben.de findet: Richtig schön, dass Noah Atubolu jetzt für Deutschland spielt!

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Von admin