Sie ist die erste Bundesliga-Spielerin eines neuen Jahrzehnts: Mariann Noack spielt für die erste Frauen-Mannschaft von Union Berlin und wurde 2010 geboren. Das heißt: Sie ist gerade einmal 15 Jahre alt und gehört schon zu den besten Spielerinnen in Deutschland.
Die Verteidigerin wechselte 2022 in den Nachwuchs des 1. FC Union Berlin und war dort in der letzten Saison fester Bestandteil der erfolgreichen U17-Juniorinnen, die das Halbfinale im DFB-Pokal erreichten und die Deutsche Futsalmeisterschaft gewinnen konnten. Zu Beginn dieser Spielzeit aber wechselte Noack bereits in den Seniorinnenbereich und absolvierte ihre ersten Einsätze für die U23-Frauenmannschaft. Dort stand bislang in vier Regionalligaspielen auf dem Platz. Dritte Liga – mit 15 schon echt beeindruckend. Aber für Mariann Noack nicht genug, denn parallel nahm sie bereits regelmäßig an den Trainingseinheiten der Profimannschaft teil. Am vorletzten Wochenende feierte sie dann beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln ihr Debüt in der Bundesliga und zählt damit zu den jüngsten Debütantinnen der Ligageschichte. Im Heimspiel danach gegen RasenBallsport Leipzig kam sie wieder zum Einsatz und lief dabei zum ersten Mal im Stadion An der Alten Försterei auf. Darüber hinaus bestritt das Mega-Talent bereits 18 Länderspiele für verschiedene deutsche Jugend-Nationalmannschaften.
„Ich bin sehr stolz, dass ich meinen ersten Profivertrag unterzeichnet habe und ich vom Verein das Vertrauen erhalte. Mein Ziel ist es, mich kontinuierlich zu verbessern, mich an das höhere Niveau anzupassen und mit dem Verein so erfolgreich wie möglich zu sein“, freut sich die Spielerin über die Vertragsunterschrift. Und auch Jennifer Zietz, die Geschäftsführerin Frauenfußball beim 1. FC Union Berlin, ist begeistert: „Mariann gehört zu den talentiertesten Spielerinnen ihres Jahrgangs. Mit ihren 15 Jahren ist sie bereits sehr weit, wir wollen ihr aber auch genug Zeit geben, dass sie sich in Ruhe entwickeln kann. Wir freuen uns sehr, dass sie den Weg weiter bei uns geht.“
Klingt alles etwas zu gut, um wahr zu sein? Natürlich. In den sozialen Netzwerken sammeln sich – wie immer – viele beleidigende Kommentare, Mariann Noack erhält sogar Hassnachrichten. Eine – ziemlich – junge Frau geht ihren Weg und in der Annonymität des Internets gibt es Missgunst. Muss das sein?
Immerhin: Die Hetzer scheinen in der Union-Fankurve eindeutig in der Minderheit zu sein. Wie ein aktuelles Beispiel aus dem Männer-Fußball zeigt: Die Fan-Vereinigung „Eiserner Virus“ dhat mehreren Fans die Rückreise in einem Bus nach dem Bundesauswärtssieg am Freitagabend bei Werder Bremen (0:1) untersagt. Die Vereinigung nannte in einem Statement auf ihrer Internetseite neben exzessivem Alkoholkonsum auch rassistische Beleidigungen gegen den Busfahrer als Grund. „Da es für den Personenkreis bereits ‚Verwarnungen‘ auf anderen Fahrten gab, sehen wir uns zu diesem konsequenten Ausschluss gezwungen“, hieß es in der Mitteilung auf der Website. „Ein solches Verhalten unter Unionern werden wir nicht tolerieren.“
Richtig so! Wo immer Fehlverhalten auftritt, muss ihm entgegengetreten werden. Fangruppen organisieren diese Form der Solidarität mit marginalisierten Gruppen seit vielen Jahren. Und analog gelingt das ja an vielen Stellen auch einfach. Digital aber, wenn sich vermeintliche Fans hinter Fake-Namen verstecken können, ist es oft deutlich schwerer.
Aber auch hier gilt: Praktische Solidarität ist entscheidend. User*innen, die sich beleidigend oder menschenverachtend äußern, müssen damit konfrontiert und wenn sie keine Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen wollen auch geblockt werden. Und: Wer weiß, wer sich hinter den Pseudonymen versteckt, kann auch im Block Haltung zeigen und helfen, den betreffenden Personen ihren Platz im Stadion zu nehmen.
Mariann Noack hat Fans verdient, die sich mit ihr freuen. Wir alle verdienen ein Stadionerlebnis, das frei von Rassismus, Sexismus und anderen Formen von Gewalt und Menschenfeindlichkeit ist. Dafür steht die Mehrheit jeder Kurve. Solidarität muss darum praktisch bleiben.
