Der Streit um die gescheiterte europäische Superliga flammt erneut auf – diesmal mit Milliardenforderungen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP verlangen Real Madrid und das mit dem Projekt verbundene Unternehmen A22 Sports Management offenbar mehr als vier Milliarden Euro Schadensersatz vom europäischen Fußballverband UEFA.

Hintergrund ist eine Gerichtsentscheidung aus Madrid, die die Debatte um Macht und Monopol im europäischen Fußball neu entfacht. Eine Berufungsinstanz hatte am Mittwoch bestätigt, dass die UEFA im Jahr 2021 ihre „marktbeherrschende Stellung missbraucht“ habe, um die Einführung der Superliga zu verhindern.

Das Urteil gilt als juristischer Erfolg für die Befürworter des Projekts, das einst als „Revolution“ des Klubfußballs angekündigt wurde – und binnen weniger Tage kollabierte. Zwölf der reichsten Vereine Europas, darunter Real Madrid, der FC Barcelona und mehrere englische Spitzenklubs, wollten eine geschlossene Liga gründen, unabhängig von den Wettbewerben der UEFA.

Was folgte, war ein Aufschrei: Fans protestierten, Sponsoren drohten mit Rückzug, die Uefa bezweifelte die Legitimität des Vorhabens. Binnen 72 Stunden sprangen die meisten Klubs ab, übrig blieben nur die beiden spanischen Giganten – und die Idee eines alternativen Fußballsystems, das mehr Kontrolle und Einnahmen für die ohnehin schon reichsten und bedeutensten Klubs versprach.

Wie weitreichend das Madrider Urteil tatsächlich ist, bleibt offen. Es bezieht sich auf Regularien, die die UEFA inzwischen geändert hat – zunächst 2022, später erneut 2024. Damit ist unklar, welche praktischen Folgen die Entscheidung haben könnte. Die UEFA reagierte zurückhaltend. Man habe das Urteil „zur Kenntnis genommen“ und werde es „sorgfältig prüfen, bevor über weitere Schritte entschieden wird“, teilte der Verband mit.

Anders klang es aus Madrid: Klubpräsident Florentino Pérez, seit Jahren der lauteste Verfechter der Super-League-Idee, begrüßte das Urteil ausdrücklich. Es bestätige, sagte Pérez, „das Recht der Vereine, ihren eigenen Weg zu gehen“. Eine entsprechende Schadensersatzklage sei in Vorbereitung – und wird nun offenbar konkret.

Ob Real Madrid und A22 tatsächlich Ansprüche in Milliardenhöhe durchsetzen können, ist fraglich. Doch der Schritt zeigt, dass der Konflikt um die wirtschaftliche Kontrolle des europäischen Fußballs längst nicht beigelegt ist. Während die UEFA sich als Hüterin des offenen Wettbewerbs sieht, werfen ihre Gegner dem Verband vor, mit seinen Strukturen Innovation zu ersticken. Der juristische Schlagabtausch ist daher mehr als ein Streit um Geld – er ist Ausdruck eines Grundsatzkampfes um die Zukunft des Spiels.

Und wie so oft im modernen Fußball geht es auch diesmal weniger um Leidenschaft, sondern um Macht, Einfluss – und Milliarden.

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Von admin