Die FIFA Klub WM spaltet. Die einen kritisieren zurecht, dass die Zusammensetzung des Wettbewerbs intransparent festgelegt wurde, warum zum Beispiel Inter Maiami dabei ist, weiß kein Mensch (beziehungsweise ob Inter Maiami dabei wäre, wenn nicht Lionel Messi für den Beckham-Klub spielen würde, weiß jeder Mensch), dass es vor allem um noch mehr Geld für den Weltverband FIFA und das Turnier in den USA stattfindet, während der Faschist Donald Trump dort die Demokratie krasser angreift als Messi eine Defensive jemals. Die anderen – naja, die haben einfach tierisch Bock auf Spiele wie Boca Juniors gegen Benfica Lissabon.

Und es gibt ja noch mehr, was man an der Klub WM richtig scheiße finden kann. Zum Beispiel das Unrecht, die Puma mit der Gestaltung der Klum-WM-Sondertrikots den Augen von uns Fußballfans antut. Oder die Mehrbelastung für die Spieler – gerade an einem Austragungsort mit krass langen Reisezeiten und Zeitverschiebung. Nach einer, zumindest für die europäischen Topmannschaften eh schon knochenharten Saison, reicht das langsam an die Grenze der Gesundheitsgefährdung. Aber dann – naja, sind da auch Spiele wie Boca Juniors gegen Benfica Lissabon.

Es ist wie so oft im Fußball: Im Grunde genommen ist die Idee genial. Für Fußball braucht man im Grunde nicht mehr als vier Schulranzen als Tore und eine Wiese als Platz. Aber die Umsetzung geht gegen den gesunden Menschenverstand. Zum Fußballgucken braucht man in der kommenden Saison mindesten Sky, Dazn und Amazon – für weit insgesamt als 100€ im Monat.

Ich finde die Idee der Klub WM spannender als die der traditionellen Weltmeisterschaft. Ich will internationale Topmannschaften sehen, die sonst außerhalb meines meist euro-ezntristischen Blickfelds agieren, wie eben die Boca Juniors. Und ich will etwas über den Vereinsfußball in Ozeanien erfahren (und wären der nicht ganz so ausgeglichenen Partien von Auckland City gebe es ja auch durchaus Gelegenheit, darüber etwas zu erzählen). Dass das Turnier damit im Sommer, nach dem Ende des europäischen Fußballkalenders stattfindet, ist dabei vernünftig. Denn die europäischen Teilnehmer sind materiell die stärksten, der Wettbewerb wird fairer, wenn sie gegen asiatische, amerikanische, afrikanische und südamerikanische Mannschaften antreten, für die gerade oft „mitten in der Saison“ ist, die Teams also voll im Rhythmus sind. Die bisherigen Spiele belegen das. Sportlich hält der Wettbewerb, was er verspricht – nicht nur beim Spiel zwischen, naja, den Boca Junios gegen Benfica Lissabon. Sowohl für den Fan, der Bock auf Fan- und Fußballkultur hat, als auch für den Kenner, der taktische Akzente herausarbeiten will, ist die Klub WM darum ein Gewinn. Erst Recht im Vergleich zur klassischen Weltmeisterschaft.

Bleibt die Frage: Wie umgehen mit der Widersprüchlichkeit?

Ich finde: Die Klum WM zu boykottieren wäre der falsche Weg.

Andere Wettbewerbe oder das Aufblähen bestehender Wettbewerbe wie der Champions oder Europa League gehören viel eher auf den Prüfstand. Auch die FIFA-Hymne und ihren Präsidenten kann man vor jeden Spiel bedenkenlos auspfeifen. Aber den Wettbewerb Klum WM gibt es nicht, weil eine kleine Funktionärskaste auf etwas gekommen wäre, was sonst niemanden hätte einfallen können. Die Klub WM gibt es, weil ihre Einführung schlichtweg logisch ist. Zumal sie nur alle vier Jahre ausgetragen wird. Das Argument der körperlichen Überlastung überzeugt auch darum nicht. Ein internationales Vereinstunier war sportlich und kulturell nämlich schlichtweg überfällig. Und der Kampf gegen das Anbiedern der FIFA an Anti-Demokrat*innen, ihre Korruption und die ständig fortschreitende Kapitalisierung im Fußball wird an anderen Stellen entschieden.

Jede*r sollte die WM in Saudi-Arabien boykottieren, da geht es nur ums Geschäft. Außerdem trifft man die FIFA am härtesten bei ihrem Kerngeschäft, den Länderspielen. Jeder sollte die Nations League kritisieren oder die Erweiterung der Champions League. Es ist einfach Quatsch, ein Amazon Prime Abo abzuschließen, um auch Dienstags Champions League auf dem Bett schauen zu können. Und eine angemessene Reaktion auf den Rechte-Wahnsinn der DFL ab der kommenden Saison ist es zum Beispiel ein DAZN-Abo zu kündigen.

Meine Solidarität gilt den Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Kapitalisierung des Spiels, die von den Fans in den Stadien ausgeht. Ich bin überzeugt: Mit der Stimmung dreht sich die (Verbands-)Politik.

Aber in der Zwischenzeit lasse ich mir von Gianni Infantino nicht die Liebe zum Spiel kaputt machen.

FanLeben.de-Herausgeber Jan Bühlbecker kommentierte.

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Von admin