DAZN will ab sofort keine Spiele mehr der belgischen Jupiler Pro League zeigen. Der TV-Vertrag sei „gemäß belgischem Recht“ rechtmäßig gekündigt worden, behauptet der Anbieter. Hintergrund ist laut DAZN, dass sich die Übertragungen wirtschaftlich nicht rentieren. „Kein Unternehmen kann gezwungen werden, Verluste zu machen. Das ist schlichtweg nicht machbar“, wird DAZN-Geschäftsführer Massimo D’Amario von Flanderninfo zitiert. Wobei jedes Unternehmen gezwungen ist, sich an einmal geschlossene Verträge zu halten – mögliche wirtschaftliche Konsequenzen muss man dann halt vorher korrekt kalkulieren.

Das sagt zumindest auch die Pro League. Sie argumentiert: Der Sender habe sich im Zuge eines Ausschreibungsverfahrens „bewusst für eine mehrjährige Zusammenarbeit entschieden – in voller Kenntnis der Marktbedingungen und der damit verbundenen Verpflichtungen. Die Pro League, die Klubs und die Fans haben sich entsprechend darauf eingestellt.“ Dass DAZN die Zusammenarbeit nun einseitig beende, zeige „einen völligen Mangel an Respekt gegenüber unserem Fußball, den Klubs und den Fans“. Der Liga droht jetzt der finanzielle Kollaps, da die Klubs von den Medienerlösen abhängig sind. Entsprechend deutlich wird der Liga-Dachverband auch im Fazit seiner Mitteilung. „Die Pro League nimmt diese Mitteilung mit Bestürzung zur Kenntnis und wird alle notwendigen rechtlichen Schritte einleiten, damit DAZN die getroffenen Vereinbarungen einhält“, heißt es da nämlich.

Eine für Fans des belgischen Fußballs nicht ganz unwichtige Randnotiz ist, dass DAZN selbst seine Abonnent*innen über die Entscheidung bereits per E-Mail informiert und laut Medienberichten darin angekündigt hat, „dass DAZN die Pro League um Rat fragt, wie die Auswirkungen auf Sie als Fußballfan minimiert werden können“. Also Vertragstreue mal ausgenommen, sei man grundsätzlich nämlich offen für „weitere Gespräche mit der Pro League und bereit, den belgischen Fußball für den Rest der Saison im Rahmen einer neuen Vereinbarung mit der Pro League weiter zu übertragen, damit die Fans nicht benachteiligt werden.“ Weird. Allerdings: Sollte dies kurzfristig nicht gelingen und die Pro League auch keinen anderen Medien-Vertriebspartner oder eigene Kanäle als sofortige Alternative zur Hand haben, droht den Fans ein TV-Blackout, denn der sich anbahnende Rechtsstreit mit DAZN wird aus Sicht der Pro League wohl kaum schnell beendet sein. Unklar ist, wie lange die Vereine diesen Unsicherheitszeitraum aushalten können.

Neu ist dieses Vorgehen seitens des Streminganbieters übrigens nicht. Auch in Frankreich hat sich DAZN nämlich mit dem Liga-Verband gerade erst einen monatelangen Konflikt geliefert, nachdem manAnfang 2025 mit Rückzug gedroht hatte, wieder trotz laufender Vertragsvereinbarung bis 2029. DAZN kritisierte in Frankreich unter anderem zu wenig Engagement im Kampf gegen illegale Streams und bei der Produktion von exklusiven Inhalten. Aber auch hier habe sich die Zahl der Abonnenten nicht wie erhofft entwickelt. Unsicherheiten bei der Kalkulation gehören zwar eigentlich zum Geschäft im Pay-TV, trotzdem einigte man sich im Mai mit der französischen Ligue 1 auf geänderten Konditionen und Ausspielkanälen – auch hier aus Angst vor einem Rechtsstreit.

Das zeigt: DAZN nutzt skrupellos seine neugewonnene Marktmacht. Der Stremingdienst weiß, dass die meisten Ligaverbände beziehungsweise die in ihnen organisierten Vereine sich keinen langanhaltenden Rechtsstreit um die TV-Gelder leisten können und erpresst sie deswegen, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden. Das allein sollte allen nationalen Ligen, die vor Vertragsverhandlungen mit DAZN stehen eine Warnung sein. Gleichzeitig erhöht DAZN übrigens – oft mehrmals jährlich – seine Preise für die Endverbraucher*innen. Hat vielleicht auch was mit den Problemen bei den Absatz-Zahlen zu tun.

Aber bei all dem fragt man sich als Fußballfan sicher auch, wer eigentlich hinter DAZN steht. Die Antwort: Als die FIFA im letzten Jahr ziemlich dolle Probleme damit hatte, die TV-Rechte an der Klub WM zu den angestrebten Konditionen zu veräußern, stieg prompt Saudi-Arabien, das ja die Weltmeisterschaft 2034 ausrichten möchte, bei DAZN ein, woraufhin sich die Plattform doch noch die Klub-WM-Rechte sicherte. Zufälle gibts – meistens aber nicht.

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Von admin