Der Frauen-Bundesliga FBL e.V. wird am 10. Dezember in der Frankfurter Arena offiziell gegründet. Dass es zur Gründung kommt, ist keine Überraschung. Die Bundesliga-Vereine und der DFB hatten diese Idee in den letzten Monaten intensiv vorangetrieben. Was aber durchaus überrascht: In den unauffällig aufgemachten Pressemitteilungen, die die Frauen-Bundesligisten am frühen Donnerstagnachmittag verschickten, kündigten sie ganz beiläufig an, dass der DFB zunächst nicht an der Gründung beteiligt sein wird. Das war ganz anders erwartet worden und ist dementsprechend ein ziemlicher Knall. FanLeben.de erklärt die Hintergründe.
Warum die Entscheidung der Bundesliga-Vereine überraschend kommt: Erst Anfang November hatte der DFB als Ergebnis der Gespräche mit den Bundesliga-Vereinen auf seinem Bundestag noch Anträge auf Satzungsänderungen verabschiedet, um die Gründung eines Joint Venture aus den 14 Klubs der Frauen-Bundesliga und der DFB GmbH & Co. KG zu ermöglichen. Daran sollten beide Seiten, also Ligaverband und DFB GmbH & Co. KG, mit jeweils 50 Prozent beteiligt werden. Der DFB hätte in den nächsten acht Jahren 100 Millionen Euro in die Frauen-Bundesliga investiert, die 14 Klubs wollten mindestens 700 Millionen Euro hineinstecken. Darüber hatte FanLeben.de seinerzeit hier berichtete.
Im Anschluss soll der DFB aber Nachverhandlungen mit den Bundesliga-Vereinen gefordert haben. Konkret sollen Generalsekretär Holger Blask und Schatzmeister Stephan Grunwald zusätzliche Investitionen und Zugeständnisse von den Bundesliga-Vereinen gefordert haben, obwohl die Verträge, zumindest aus Sicht der Vereine, bereits endgültig ausgehandelt gewesen waren. Deswegen kam es hetzt zum Bruch. So erklärt es zumindest Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern: „In den Gesprächen mit dem DFB waren die wesentlichen Punkte zur Gründung einer gemeinsamen FBL GmbH bereits vereinbart, umso überraschender war für uns Klubs das Infragestellen der verhandelten Eckpunkte zum jetzigen Zeitpunkt – obwohl die Vereine im Vergleich ein Vielfaches in die Frauen-Bundesliga investieren werden. „Um nicht weiter Zeit zu verlieren, haben wir daher einstimmig beschlossen, bereits im Dezember den Gründungsakt zum FBL e.V. als Verband der Bundesligisten zu vollziehen – ohne den DFB.“ Auch Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir sind auf Seiten der 14 Klubs enttäuscht davon, dass sich bereits getroffene Verabredungen mit dem DFB aus unserer Sicht nicht in den Vertragsmaterialien wiederfinden. Aus diesem Grund erfolgt der Gründungsakt nun ohne Mitwirkung des DFB.“ Genauso wie Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen: „Die Gründung der FBL ist ein wichtiger Meilenstein für unseren Verein und für den Frauenfußball in Deutschland. Dass der Gründungsakt nun zunächst ohne den DFB erfolgen wird, ist sehr bedauerlich und angesichts der Umstände auch enttäuschend.“
Ob die Nicht-Beteiligung des DFB nur vorübergehend ist oder der Verband in den Liga-Plänen der Bundesliga-Vereine dauerhaft keine Rolle mehr spielt, ist aktuell noch unklar. Der Direktor Frauenfußball des VfL Wolfsburg, Ralf Keller, sprach jedenfalls ebenfalls von einer großen Enttäuschung, „dass zentrale Vereinbarungen mit dem DFB aus unserer Sicht nicht ausreichend berücksichtigt wurden und die Gründung daher ohne seine Beteiligung erfolgt“. Die Clubs seien allerdings „entschlossen, den begonnenen Weg konstruktiv fortzusetzen – ob künftig gemeinsam mit dem DFB oder in einer eigenständigen Struktur“. Die zuletzt „sehr erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen Monate in der Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR werde in der Gründung des Frauen-Bundesliga FBL e.V. münden“, heißt es jedenfalls in der Mitteilung der Clubs.
Und das soll der neue Ligaverband leisten: Der Ligaverband, der zuletzt auch als „Frauen-DFL“ betitelt worden ist, soll unter anderem die Vermarktung der Bundesliga übernehmen. Die Clubs wollen sich nach eigenen Worten zudem auf diesem Weg „gemeinschaftlich organisieren, mit dem klaren Ziel, eine moderne, professionelle und nachhaltige Entwicklung der Frauen-Bundesliga zu gewährleisten und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des professionellen Frauenfußballs zu stärken“. Ob die 100-Millionen-Euro-Investition des DFB unter diesen Voraussetzungen trotzdem kommt, ist noch unklar. Eine offizielle Stellungnahme des Verbands um den ebenfalls erst auf dem Bundestag im November gewählten Präsidenten Bernd Neundorf gibt es noch nicht. Allerdings kommt für Neundorf und Co. die Mitteilung der Bundesliga-Vereine zur absoluten Unzeit, denn erst gestern hatte die UEFA die Ausrichtung Frauen-Europameisterschaft 2029 an Deutschland vergeben. Immerhin: Die Bundesliga-Vereine bekundeten ihrerseits erneut die Absicht zu eigenen Investitionen. In ihrer Erklärung heißt es: „Grundlage für den Zusammenschluss der Klubs ist die Absicht, in den Frauenfußball signifikant zu investieren, ihn sportlich zu fördern und gesellschaftlich sichtbarer zu machen und damit auf ein neues professionelles Niveau zu heben.“
Fest steht: Der Frauenfußball wurde vom DFB bislang eher stiefmütterlich behandelt. Die Frauen-Bundesliga, lange trotz fehlender Profi-Strukturen, eine der besten Ligen der Welt, hat international deswegen auch längst den Anschluss verloren. Bernd Neundorf wollte als DFB-Präsident diese Entwicklung eigentlich umkehren, fairere Strukturen schaffen. Es wirf darum kein gutes Licht auf den Verband, dass hier nun ein Meilenstein verpasst wird.
Zu hoffen ist, dass die Bundesliga-Vereine sich ihre Entscheidung wiederum nicht leicht gemacht haben. Denn sie riskieren mit ihrem Vorpreschen dringend benötigte Investitionen, welche die Liga massiv voranbringen könnten. Es muss in den Nachverhandlungen also dramatisches vorgefallen sein – oder die Vereinsvertreter arbeiten hier aktiv gegen ihre eigenen Interessen.
