„Leistungsstärkste Photovoltaikanlage der Welt“, steht auf der Urkunde, die das Deutsche Rekordinstitut dem BVB in der vorvergangenen Woche überreicht hat. 11.132 Solar-Module hat der BVB nämlich auf dem Dach des Westfalenstadions installiert. Mit einer maximalen Leistung von fünf Megawatt löst der Verein damit nun laut Rekordinstitut ein Stadion in der Türkei ab, das 4,2 Megawatt erzeugen kann.

Was ersteinmal vor allem nach PR-Aktion klingt, hat einen beeindruckenden Kern: Denn mit der neuen PV-Anlage will der BVB rund die Hälfte des Strombedarfs des Stadions in Zukunft selber erzeugen. Durch die Anlage können so rund 1700 Tonnen CO2 eingespart werden. „Wir freuen uns sehr darüber, dass unsere Heimat ab sofort auch mit einem rekordverdächtigen Leuchtturmprojekt für den Klimaschutz verbunden wird“, sagte der damals noch BVB-Geschäftsführer und heutige Präsident von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke. Anfang kommenden Jahres soll auch noch eine Batteriespeicheranlage, die 3,7 Megawattstunden speichern kann, gebaut werden.

Der BVB wird damit zu einem der nachhaltigsten Vereine in ganz Deutschland. Aber im internationalen Vergleich gibt es nach wie vor einen Klub, gegen den alle deutschen Vereine und auch der „PVB“ richtig abstinken: Den Green Forest FC aus England. FanLeben.de erzählt seine Geschichte.

Das Team aus der 6.000-Einwohner-Gemeinde Nailsworth, das in der vierten Liga spielt, ist vom Weltverband FIFA offiziell als „umweltfreundlichster Fußballverein“ ausgezeichnet worden. Bereits im Jahr 2018 erklärten sogar die Vereinten Nationen die Green Rovers als klimaneutral. Grund dafür ist das hohe Engagement des Klubs in Sachen Klima und Nachhaltigkeit.

Seit 2022 läuft der Verein dabei unter anderem in Trikots auf, die aus übrig gebliebenen Kaffeesätzen und recyceltem Plastik hergestellt wurde. Vorher spielte man schon in Bambus-Trikots. Doch die neue Kluft, selbstverständlich in der Vereinsfarbe grün gehalten, sei laut Vereinsangaben um einiges atmungsaktiver und beständiger als die bisherige Bambus-Variante – und macht darüber hinaus sogar auch optisch einiges her. Beim Rasen setzt der KLub zudem auf eine Pflege mit Seetang statt Pestiziden, der Mähroboter fährt solargetrieben und aus der Sprinkleranlage spritzt gespeichertes Regenwasser. Darüber hinaus wird die gesamte Energieversorgung des Vereins, die ausschließlich auf Ökostrom basiert, zu knapp einem Viertel von den Solarzellen auf dem Stadiondach geliefert. Auf dem Parkplatz gibt es für jedes Auto die passende E-Ladesäule. Und für Fahrzeuge, zu denen noch keine elektrische Alternative verfügbar ist, gibt es eine Zapfsäule mit Biobenzin – selbstverständlich aus recyceltem Frittenfett der Stadionkantine. Apropos: Auch eine Wasseraufbereitungsanlage an den Stadiontoiletten gibt es. Zu Auswärtsspielen reist man mit dem E-Bus oder kompensiert verursachte Treibhausgase mit Spenden an einen UN-Fond.

Doch auch die Art, wie der Green Forstet FC seinen Weg zur Nachhaltigkeit geht, ist beeindruckend, weil inklusiv und partizipativ: Im Stadion der „Green Devils“ werden beispielsweise schon lange keine tierischen Produkte mehr serviert. Stattdessen gibt es vegane Teigtaschen, veganen Kuchen aus Quorn, Veggie-Burger und jede Menge Bio-Bier aus kompostierbaren Bechern. Doch um alle mitzunehmen, erlaubt es der Klub seinen Anhänger*innen, ihr eigenes Essen mitzubringen, sollten sie mit dem veganen Angebot unzufrieden sein. Doch die schwärmen inzwischen regelrecht von der neuen Speisekarte und die Imbissstände machen viermal so viel Umsatz wie früher.

Im kommenden Jahr will der Klub dann auch noch den nächsten Meilenstein erreichen: Das erste komplett aus Holz gebaute Fußballstadion der Welt! Das Dach des Stadions soll zudem eine transparente Membran überspannen, damit sich das Stadion optisch filigran in die umgebende Landschaft einfügen kann. Gleichzeitig jedoch ermöglicht diese Membran ein besseres Wachstum des Fußballrasens und verhindert, dass irritierende Schatten auf das Spielfeld geworfen werden können. Die Energieproduktion für den Betrieb des Stadions erfolgt direkt vor Ort, insgesamt soll das ganze Projekt nicht nur carbon-neutral, sondern carbon-negativ sein. Und der Brandschutz? Beschichtete Bauhölzer sowie schwer entflammbares Brettschichtholz sorgen dafür, dass die neue Arena nicht so schnell in Flammen aufgeht: Sicherheit gehört neben der Nachhaltigkeit schließlich zweifellos zu den wichtigsten Faktoren beim Bau eines öffentlichen Gebäudes wie diesem. Außerdem sollen rund um das Stadion 500 Bäume gepflanzt werden, die Biodiversität erhöhen weitere Hecken auf dem Gelände.

Der Kopf hinter der Green-Forest-Transformation ist übrigens Dane Vince. Der Multi-Millionär rettete die Rovers 2010 vor der Insolvenz und krempelte den Verein anschließend um. Der Brite Vince, der seinen Reichtum dem Windenergie-Unternehmen Ecotricity zu verdanken hat, verpasste dem Klub neue Farben und ein neues, grünes Image. Das ist übrigens die Schattenseite der Transformation: Dass dem Verein seine Tradition genommen wurde. Sportlich aber hat sich das gelohnt: Nachdem sich der Klub seit seiner Gründung 1889 in den Niederungen des englischen Amateurfußballs tummelte, folgte 2017 erstmals der Aufstieg in die vierte englische Liga – und somit der Sprung in den Profifußball.

Für den BVB bleibt da also noch einiges zu tun. Aber vor allem bleibt der BVB bei allen grünen Ambitionen bitte auch eins: Schwarz-Gelb.

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Von admin