Die Idee, Fußballspieler*innen beim Betreten des Rasens ein Kind an die Hand zu geben, ist eine der besten Einfälle, die es in diesem Geschäft jemals gab. Vor allem natürlich, weil es die strahlenden Augen gibt, wenn ein Kind es gar nicht fassen kann, dass es an der Hand seines Idols den Platz betreten darf. Gleichzeitig macht es das sonst oft so abgehobene Geschäft erfrischend nahbar und bodenständig. Unvergessen ist dabei vor allem eine Szene, die TV-Kameras vor einigen Jahren aus dem Kabinengang des FC Chelsea einfingen. Vor dem Spiel gegen den FC Southampton waren es nur noch Sekunden, ehe beide Teams den Rasen der Stamford Bridge betreten sollten. Doch das bisschen Zeit nutzte ein kleiner Southampton-Fan, um den damaligen Chelsea-Kapitän Cesar Azpilicueta reinzulegen: Zuerst streckte er dem Spanier die Hand entgegen. Doch bevor der sie ergreifen konnte, zog der Einlaufjunge sie wieder weg und drehte ihm stattdessen eine lange Nase. Auch Liverpool-Kapitän Steven Gerrard wurde auf ähnliche Weise bei einem Spiel gegen Chelsea reingelegt. Naja.
Bei Hertha BSC gab es am vergangenen Wochenende diesbezüglich ganz andere Bilder zu sehen. Beim Heimspiel gegen Magdeburg durften anstelle von Kindern diesmal Senior*innen Hand in Hand mit den Profis den Platz betreten. Die Augen der älteren Herrschaften strahlten natürlich auch – aber die Aktion hatte darüber hinaus einen ganz ernsten Hintergrund: Hertha BSC wollte mit der Aktion in der Adventszeit auf das Thema Alterseinsamkeit hinweisen. Die Besucher des Spiels im Olympiastadion konnten vor Spielbeginn auch selbst etwas tun, um das Problem etwas zu lindern. Wer wollte, konnte von Kindern gestaltete Weihnachtsgrußkarten beschriften, die während der Weihnachtszeit dann in Berliner Pflegeeinrichtungen verteilt werden. Eine einfache Aktion, die aber vielen Menschen in der Hauptstadt ganz konkret Hoffnung spenden kann. Generationenübergreifend. Wirklich sympathisch.
Dazu die Berliner auf ihrer Homepage: „Im Alter haben viele mit Einsamkeit zu kämpfen – sowohl zu Hause als auch in Pflegeheimen sind die Möglichkeiten, Anschluss zu finden, oftmals beschränkt.“ Einsamkeit ist dabei ein generationenübergreifendes Thema: Laut Einsamkeitsreport der Techniker Krankenkasse fühlen sich rund 60% der Menschen in Deutschland selten, manchmal oder häufig einsam. Neben älteren Menschen sind dabei besonders oft junge Leute zwischen 18 und 39 Jahren betroffen: 68% gaben bei der repräsentativen Erfahrung an, sich schon mal einsam gefühlt zu haben. Dabei ist Einsamkeit nicht nur nervig, es drohen auch gesundheitliche Folgen: Herzkreislauferkrankungen, Depressionen und Gedächtniseinschränkungen werden von Einsamkeit im Alter begünstigt. Umso wichtiger, dass die Hertha dem Thema prominent Aufmerksamkeit schenkt.
