„Ich bin als Bobpilotin verantwortlich für mein komplettes Team. Ich muss eine Anschieberin bezahlen, trage die Kosten für das Material meines Bobs“, sagt Bob-Olympiasiegerin Lisa Buckwitz und stellt fest: „Deshalb muss ich uns vermarkten, so gut ich kann.“ Das aber sei gar nicht so einfach, denn: „Bobsport ist eine Randsportart, wir sind nicht im Fußball. Es ist wirklich hart, überhaupt Sponsoren zu finden, die Geld in meine Sportart oder mich investieren.“

Und deswegen wird jetzt, wenn über die Weihnachtstage oder zwischen den Jahren die TV-Quoten im Wintersport wieder deutlich ansteigen werden, vielen Fans der ungewöhnliche Weg auffallen, den Lisa Buckwitz deswegen geht: Sie lässt sich vom Erotikportal „Onlyfans“ sponsorn. „Onlyfans“ funktioniert dabei wie ein soziales Netzwerk, User*innen können Beiträge hochladen und sie ihren Fans zugänglich machen – nur, dass es statt Urlaubsfotos wie auf Instagram eben bisweilen ziemlich explizite Inhalte zu sehen gibt. Der wesentliche Unterschied ist aber der: Um die Beiträge seiner Lieblingscontenersteller*innen ansehen zu können, muss man diese auf „Onlyfans“ kostenpflichtig abonieren. Die Erotikdarsteller*innen erhalten die Abo-Einnahmen, abzüglich einer Provision, über die sich die Plattform finanziert.

Seit letztem Jahr läuft die Kooperation schon. Bei vielen Zuschauer*innen sei sie auf Unverständnis gestoßen. Aber Lisa Buckwitz lässt die Kritik daran nicht durchgehen: „Allein ein Paar Kufen kostet 8.000 Euro, davon benötigen wir etwa sechs bis acht Stück in einer Saison. Wenn man vorne mitfahren und Höchstleistung bringen möchte, muss man sich das auch leisten können.“ Auch der bis zu 100.000 Euro teure Bob muss laut Buckwitz von den Athlet*innen selbst geleast werden. Reisekosten übernehme der Verband, da sie in der Nationalmannschaft sei.

„Onlyfans“ sei über eine Agentur auf Buckwitz zugekommen. „Sie suchen derzeit Athleten und Athletinnen in Deutschland und Europa, weil sie ihr Image verbessern wollen“, erklärte die Pyeongchang-Olympiasiegerin im Zweierbob. Zum Sponsoring-Deal gehört dabei auch ein eigener „Onlyfans“-Account der Athletin – jedoch ausdrücklich ohne sexuelle Inhalte: „Im Prinzip sind die Inhalte erst einmal ähnlich wie die auf Instagram. Dort sieht man mich auch mal im Bikini oder im Sport-BH“, sagte Buckwitz, die sich in der vergangenen Saison den WM-Titel in Winterberg sicherte. Zudem will die 29-Jährige „Blicke hinter die Kulissen gewähren, wenn ich in der Garage bin und Kufen schleife, alles um den Sport herum, was die Fans sonst vielleicht nicht mitbekommen.“ Für den Verband sei die Partnerschaft mit „Onlyfans“ übrigens kein Problem, nur die Bundeswehr, für die Bruckwitz als Sportsoldatin arbeitet, sei skeptisch gewesen. Letztendlich stimmte aber auch sie zu.

Probleme mit Nacktheit hat Lisa Bruckwitz ohnehin nicht, 2022 zog sie sich bereits für den Playboy aus. Mit starker Botschaft: Sie wolle, „dass sich jede Frau nackt zeigen darf und sich keine für ihren Körper schämen sollte. Ich zum Beispiel habe ein paar mehr Muskeln – na und? Ich wollte zeigen, dass auch das der Körper einer Frau ist. Ich muss mich als Leistungssportlerin nicht verstecken. Keine Frau muss sich verstecken.“

Übrigens: Erotik-Sponsorings sind im Sport keine Seltenheit – gerade dann, wenn es nicht um Fußball geht. So unterhält der Erotik-Anbieter „Orion“ eine langjährige Partnerschaft mit den Löwen Frankfurt in der DEL. Doch nicht nur das: Für „Orion“ gab es sogar die Auszeichnung des Landesfeuerwehrverbands Hessen als „Partner der Feuerwehr“. Die Rettungskräfte scheinen also etwas entspannter zu sein als die Bundeswehr…

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Von admin