Keine Darts WM ohne deutsche Überraschung. In diesem Jahr gibt es diese:
Arno Merk hat bei der Darts-WM 2026 für eine echte Sensation gesorgt! Der deutsche WM-Debütant bezwang am Dienstagnachmittag den zweimaligen Weltmeister Peter Wright (2020 und 2022) mit 3:0 in Sätzen. Doch Arno Merk gab sich nach dem Spiel bescheiden: „Man muss dazu sagen: Peter hat natürlich nicht sein bestes Spiel gespielt. Ich konnte dafür nochmal ein Stückchen anziehen. Viel besser kann ich es nicht spielen.“ Auch die Wackler bei Gegner Wright, der mehrfach seine Darts wechselte, brachte ihn nicht aus der Ruhe. „Ich habe nur auf mich geschaut. Ich wusste, wenn ich mein Ding mache, kann ich jeden ärgern oder sogar siegen. Ich bin einfach cool geblieben.“ Merk, der sich übrigens über die Super League qualifizierte, hat damit bereits 35.000 Pfund Preisgeld sicher.

Für Arno Merk geht im kommenden Spiel jetzt sogar ein vorgezogener Weihnachtswunsch in Erfüllung. Auf die Frage, gegen wen er am liebsten bei der Darts WM antreten würde, antwortete er nämlich: „Auf jeden Fall MvG!“ Und gegen den Niederländer Michael van Gerwen, der den Iren William O‘Connor mit 3:1 bezwang, geht es für Merk in der dritten Runde nun auch weiter. Mit Merk, Ricardo Pietreczko, Martin Schindler und Gabriel Clemens stehen damit vier von insgesamt acht deutschen Startern in der dritten Runde. Lukas Wenig, Dominik Grüllich und Niko Springer waren bereits in der ersten Runde ausgeschieden. In der zweiten Runde erwischte es dann auch Max Hopp.

Martin Schindler liegt dabei aktuell übrigens im Streit mit dem Fernsehsender Sport1, der die Darts WM in Deutschland im Free TV überträgt. Sein Management teilte mit: „Wir haben uns gemeinsam entschieden, Sport1 aktuell und für den weiteren WM-Verlauf keine Interviews zu geben. Dies ist auch eine Folge der Berichterstattung des Senders über den deutschen Darts-Sport und daraus, wie diese von der Medienabteilung verkauft wurde.“

Schindler selbst kritisierte nach seinem Match den Umgang der deutschen Fans und Medien mit den deutschen Startern. Gefragt nach dem Strauchler des deutschen Niko Springer am Vortag sagte Schindler: „Ich habe Interviews gesehen mit Luke Humphries und Michael van Gerwen, in denen sie sagen, dass er der beste deutsche Spieler ist. Das übt einen enormen Druck auf diesen Jungen aus. Er wird auch von den deutschen Fans und den deutschen Medien unter Druck gesetzt, die sagen: Er hatte ein großartiges Jahr, spielte großartige Averages, und jetzt geht er zur WM, er muss dies und jenes erreichen. Aber er ist erst 24, 25. Er muss erst wachsen, er muss sich erst an diese Situationen gewöhnen, genau so, wie ich es auch tun musste.“ Und weiter: „Wenn Du nicht erfolgreich bist, werden sie Dich ausbuhen. Wenn Du gewinnst, bist Du der Held, wenn Du verlierst, bist Du der ‚Bad Guy‘. Das ist ekelhaft.“

Insgesamt fällt auf, dass Darts in Deutschland vor allem rund um die WM zu Weihnachten Aufmerksamkeit bekommt. Schindler kritisiert das, weil es unausgewogen sei und es den Spielern erschwert, sich an den medialen Druck zu gewöhnen.

Dabei ist die Fokussierung auf die Zeit „zwischen den Jahren“ natürlich kein Zufall. Ein Blick in die Geschichte: Die Professional Darts Corporation (PDC), die die Weltmeisterschaft veranstaltet, wurde 1992 gegründet – in Konkurrenz zur bisher dominierenden British Darts Organisation (BDO). 16 Topspieler der BDO, darunter der spätere Dauer-Dominator Phil „The Power“ Taylor, waren nämlich unzufrieden mit ihrem Verband, weil der Sport kaum im Fernsehen übertragen wurde und die Preisgelder ihren Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren konnten. Die mangelnden Übertragen fußten dabei auf einem Image-Problems des Sports, die BDO erlaubte das Alkohol und Zigaretten während der Wettkämpfe. Das schreckte Zuschauer*innen und damit vor allem Sender ab. Die PDC verbannte darum Alkohol und Zigaretten von der Bühne und achtet bis heute akribisch genau darauf, dass der Sport in der Außenwahrnehmung möglichst professionell rüberkommt. Seit 1994 trägt die PDC nun zudem jedes Jahr von Mitte Dezember bis Anfang Januar ihre Weltmeisterschaft aus. Sportliche Konkurrenz hat das Turnier im Fernsehen vor allem in der entscheidenden Phase zwischen den Jahren und Anfang des neuen Jahres kaum, weil zumindest in Deutschland die Fußball-Bundesliga dann in der Winterpause ist. Das führt zu mehr Reichweite – und damit auch zu, wie oben beschrieben, wesentlich höheren Preisgeldern.

Damit aber auch zu den von Schindler beschriebenen Problemen. Bei denen es aber zweifellos gut ist, zu wissen, woher sie kommen.

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Von admin