Westside Xtreme Wrestling beendet mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem amtierenden European Champion Marius Al-Ani – aber was ist passiert? Am Dienstagmittag veröffentlichte Al-Ani selbst auf den sozialen Medien ein Video, das ihn in vermeintlich militärischer Kleidung zeigt. Zusätzlich sagt der Sportler: „Deutschland, es ist Zeit, Farbe zu bekennen“ und klopfte sich dabei auf eine aufgenähte Deutschlandflagge. Im Hintergrund läuft das Lied „Erika“, das 1938 von Herms Niel veröffentlicht wurde. Das Lied während des Nazi-Regimes zum beliebtesten Marschlied in Deutschland. Komponist Niel war dabei auch selbst bekennender Nationalsozialist und komponierte auch darüber hinaus diverse Stücke für die NSDAP. Das Lied „Erika“ selbst ist in Deutschland heute zwar nicht verboten, doch aufgrund der bekannten Vergangenheit höchst umstritten. Der ursprüngliche Post von Al-Ani ist nicht mehr online.
wXW, das für alle Nicht-Wrestler*innen zu Erklärung, ist eine der bekanntesten und traditionsreichsten Independent-Wrestling-Promotions Deutschlands. Gegründet im Jahr 2000 in Essen, heute mit Sitz in Gelsenkirchen, hat sich die Liga zu einem festen Bestandteil der europäischen Wrestlingszene entwickelt und genießt auch international hohes Ansehen. Die Athlet*innen Westside Xtreme Westling erreichen damit viele, meistens junge Fans in Deutschland. wXw bietet eine Plattform für aufstrebende Talente ebenso wie für etablierte Stars und gilt als Sprungbrett für viele Wrestler, die später in großen US-Promotions wie der WWE oder AEW auftraten. Mit Formaten wie der jährlichen „16 Carat Gold“-Turnierwoche, einem der größten Wrestling-Turniere Europas, zieht die Liga aber auch Besucher*innen aus aller Welt an. Neben spektakulären Matches legt wXw Wert auf professionelle Produktion, authentisches Storytelling und Fannähe. Damit hat sie sich den Ruf einer modernen, leidenschaftlich geführten Wrestling-Organisation erarbeitet, die den Sport in Deutschland nachhaltig geprägt hat.
Die Promotion reagierte darum auch umgehend mit einem ersten Post und kündigte an, den Vorfall um Al-Ani intern zu besprechen. Doch schon wenige Stunden später kam auch schon die Verkündung, dass die Zusammenarbeit aufgrund des Postings mit sofortiger Wirkung beendet wird. Dies hat auch zur Folge, dass die wXw European Championship für vakant erklärt wurde. Damit endet die 132-tägige Regentschaft des erst dritten Champions seit Einführung dieses Titels. Al-Ani kehrte selbst erst 2024 nach zweijähriger Pause zur deutschen Promotion zurück und war ab Mai 2025 ein regelmäßiger Teil des Rosters.
Marius Al-Ani fühlt sich zu Unrecht diskrditiert. Auf die Trennung reagierte er mit einem Videostatement, in dem er – wie in solchen Fällen üblich – betreuerte, kein rechtsextremes Gedankengut zu teilen und darauf verweist, dass das von ihm verwendete Lied in Deutschland in der Tat eben nicht verboten sei. Das Video, so Al-Ani, sei lediglich eine „Kunstform“ gewesen, seine Suspendierung könne er deswegen nicht verstehen.
Nun ja. Wrestling ist ein Sport, der von der großen Inszenierung lebt. Wrestler wissen das. Deswegen ist die Behauptung von Marius Al-Ani, er habe nicht geahnt, welche Reaktion dieses Video auslösen würde, vollkommen unplausibel. Realistischer sind zwei andere Szenarien: Entweder Marius Al-Ani wollte mit Nazi-Content provozieren, was schlichtweg unanständig wäre, oder aber, Al-Ani glaubt doch selbst an die Botschaft, die sein Video mindestens einmal suggerierte, das wiederum wäre ebenso inakzeptabel. Westside Xtreme Wrestling, so viel steht bei Betrachtung beider Möglichkeiten fest, hat damit völlig richtig gehandelt.
