Das Thema Awareness, also der Schutz vor Diskriminierung, Belästigung und Gewalt in Sportarenen, spielt im deutschen Eishockey bislang leider noch eine überschaubare Rolle. In der Deutschen Eishockey Liga gibt es bisher nur wenige Clubs oder Standorte, die eigene Konzepte öffentlich kommuniziert haben.

Am deutlichsten hervorgetreten sind die Iserlohn Roosters, die mit „Sicher am Seilersee“ ein strukturiertes Awareness-Konzept etabliert haben. Es sieht feste Anlaufstellen und konkrete Maßnahmen für den Umgang mit Vorfällen in der Eissporthalle vor. Auf seiner Website begründet der Klub aus dem Sauerland das so: „Eishockey lebt von Leidenschaft, Emotionen und einer besonderen Fankultur. Gleichzeitig wissen wir, dass große Menschenmengen, hitzige Spiele und enge Situationen auch zu Konflikten oder unangenehmen Momenten führen können. Niemand soll in unserer Halle Angst haben oder sich unwohl fühlen müssen.“

Screenshot von der Website der Iserlohn Roosters

Ein weiteres positives Beispiel ist die Uber Arena in Berlin, Heimspielstätte der Eisbären. Dort betreibt der Hallenbetreiber ein Awareness-Team, das während Veranstaltungen erreichbar ist und unterstützende Angebote bereithält. Dieses Konzept ist allerdings nicht direkt an den Club gebunden, sondern an den Hallenbetreiber – beides ist jedoch das selbe Unternehmen, die Anschatz Entertainment Group. Immerhin.

Denn Eishockey ist eine schnelle, harte und mitreißende Sportart. Auf den Rängen herrscht oft ausgelassene Stimmung – doch wo viele Menschen zusammenkommen, entstehen auch Risiken. Diskriminierung, sexuelle Belästigung oder Gewaltvorfälle sind keine Randphänomene, sondern reale Probleme in Sportarenen. Genau hier setzen Awareness-Konzepte an. Zentrales Ziel von Awareness-Programmen ist es, Betroffene nicht allein zu lassen. Wer sich im Stadion unwohl fühlt, soll feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden können. Niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten – etwa durch Hotlines, Awareness-Teams im Publikum oder ausgewiesene Anlaufstellen – geben Fans Sicherheit, dass Hilfe im Ernstfall erreichbar ist. Ein klar kommuniziertes Konzept hat eine doppelte Wirkung. Es schützt nicht nur akut, sondern setzt auch ein Zeichen: Diskriminierung, Übergriffe und Gewalt haben im Stadion keinen Platz. Vereine und Hallenbetreiber zeigen so, dass sie Verantwortung für das Wohl ihrer Fans übernehmen – eine Botschaft, die auch nach außen wirkt.

Umso bitterer, dass Roosters und Eisbären in der höchsten deutschen Eishockeyspielklasse hier bislang eine Ausnahme darstellen. Auf Ligaebene verweist die PENNY DEL bislang nämlich nur auf Kooperationen mit Initiativen wie „Hockey is Diversity„. Diese wichtigen Partnerschaften sind aber vor allem auf Bildungsarbeit und Vielfalt ausgerichtet, ersetzen damit jedoch keine spezifischen Awareness-Strukturen in den Arenen. Profisportvereine stehen im Rampenlicht. Sie prägen Werte und Haltungen weit über das Spielfeld hinaus. Wenn Clubs konsequent auf Awareness setzen, schaffen sie Sicherheit für viele tausend Fans – und Vorbilder, sowohl für andere Sportarten als auch für die Gesellschaft insgesamt.

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Von admin