Zwillingen sagt man nach, unzertrennbar zu sein.
Lars und Sven Bender sind Zwillinge. Fast ihre gesamte Jugend verbrachten sie gemeinsam auf dem Fußballplatz, die meiste Zeit davon im Nachwuchs des TSV 1860 München. Dort wurden die beiden auch Profis und von da aus wechselten beide nach NRW: Lars zu Bayer Leverkusen, Sven zu Borussia Dortmund. Und auch wenn Sven Bender, den sie in Dortmund nur „Manni“ nennen, in den Klopp-Jahren auf viele andere talentierte Jungprofis traf und gemeinsam mit ihnen Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League aufmischte, verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit im Rheinland – bei Bruder Lars und dessen Clique. Später, als Sven seinen Stammplatz beim BVB verloren hatte, wechselte er seinem Bruder sogar unters Bayerkreuz hinterher. Gemeinsam beendeten sie 2021 da dann auch ihre Bundesligakarrieren und kehrten anschließend in den unbezahlten Fußball zurück: Zwei Jahre kickten sie nämlich noch für den TSV Brannenburg in ihrer bayerischen Heimat.
In dieser Zeit trafen beide auch ihre Entscheidung für die zweite Karriere: Trainer werden. Und auch hier gingen sie ihren Schritt gemeinsam: Beide wurden nämlich Co-Trainer im DFB-Nachwuchs, Lars bei der U15-, Sven bei der U16-Nationalmannschaft. Zwillingen sagt man nach, unzertrennbar zu sein. Und doch trennten sich hier die Wege der Bender-Brüder wieder: Denn während Lars bis Ende 2024 beim DFB blieb, verließ Sven den Verein schon Anfang 2024. Nach einer verkorksten Hinrunde entschied sich Borussia Dortmund nämlich, das Trainer-Team um den damaligen Cheftrainer Edin Terzic umzubauen, gemeinsam mit seinem ehemaligen Teamkollegen Nuri Sahin kehrte Bender so ins Westfalenstadion zurück und half mit, den BVB bis ins Champions-League-Finale zu führen – wie schon als Spieler. Als Terzic nach der Finalniederlage zurücktrat, endete auch Sven Benders Zeit beim BVB wieder, Nuri Sahin, der als Cheftrainer auf Edin Terzic folgte, ersetzte ihn durch Lukasz Piszczek. Sven Bender ging daraufhin zurück nach Bayern, wurde Co-Trainer der Spielvereinigung Unterhaching. Heimat statt Europapokal, dritte Liga statt Champions League.
Die Bender-Brüder sind Zwillinge – und eigentlich untrennbar. Auch wenn Sven schon zwei Mal Karriereschritte ohne seinen Bruder unternommen hat. Aber kommt es auch dieses Mal zur Reunion?
Ja. Denn auch Bruder Lars sucht sich im Sommer einen neuen Job, wechselt vom DFB in den Hachinger Nachwuchs. Dort übernimmt er die U17, die in der B-Jugend-Bundesliga spielt. Doch in der Hinrunde wird die Bender-Elf nur Vorletzter, verpasst damit den Einzug in die Hauptrunde. Und so ist es dieses Mal Lars, der den gemeinsamen Arbeitsort der Bender-Brüder verlässt, als sich Anfang dieses Jahres eine neue Tür für ihn auftut. Wacker Burghausen, ein Viertligist, hatte da nämlich gerade 24,9 % der ausgegliederten Profifußballabteilung an einen lokalen Investor verkauft und war damit zu einem ambitionierten Viertligisten geworden. Und ein ambitionierter Viertligist braucht als erstes mal einen prominenten Trainer: Lars Bender. Die Bender-Verpflichtung geht für Wacker dabei durchaus auf: Im Schnitt knapp 1,9 Punkte holt Lars Bender in der Rückrunde pro Spiel.
Für Bruder Sven hingegen läuft es das ganze Jahr über nicht so gut. Zwar gibt er sogar noch vor seinem Bruder sein Cheftrainer-Debüt, anders als der aber unfreiwillig: Denn Ende November entlässt Unterhaching seinen damaligen Cheftrainer Marc Unterberger, drei Spiele lang ist Bender Interimstrainer, holt in diesen aber insgesamt nur einen Punkt. Dann wird Heiko Herrlich neuer Cheftrainer, Sven Bender sein Assistent, doch auch Herrlich muss nach nur neun Spielen schon wieder gehen, wieder wegen Erfolgslosigkeit. Der Abstieg des Münchener Vorstadtklubs steht damit de facto fest, Sven Bender hingegen wird befördert, ist seitdem Teamchef – weil ihm die notwendigen Übungsleiterlizenzen für den Trainer-Titel noch fehlen. Auch nach dem rasch endgültig feststehenden Abstieg behält er seinen Job.
Und damit steht auch die nächste Reunion der Bender-Brüder fest: An zwei Spieltagen der kommenden Regionalliga-Saison in Bayern werden sie sich nämlich mit ihren Mannschaften gegenüberstehen. Lars Bender hat dabei schon nachgewiesen, dass er mit seiner Mannschaft attraktiven Fußball spielen lassen kann, während Sven Bender sicher über einen der talentiertesten Kader der gesamten Liga verfügen wird. Es dürften also spannende Spiele werden, beide Teams wollen immerhin auch oben mitspielen.
Übrigens: Mit Thorsten Kirschbaum, Aytac Sulu, Markus Feulner und Roberto Hilbert stehen noch vier weitere Ex-Bundesligaprofis der Bender-Generation kommende Saison in Bayern an der Regionalliga-Seitenlinie. Spannend zu sehen, wie sie alle sich entwickeln.
Aber nur zwei Arbeitstreffen in einem Jahr – für die unzertrennlichen Bender-Zwillinge dürfte das auf Dauer doch zu wenig sein.