„Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Dieses legendäre Fußball-Zitat stammt von Bill Shankly. Jeder Liverpool-Fan kennt seinen Namen. Viele weitere zumindest dieses Zitat. Trotzdem glauben heute – gerade jüngere Fußball-Fans – dass Jürgen Klopp die prägendste Trainerperson des FC Liverpool gewesen sei. Aber bei allem Respekt vor Kloppo: Das stimmt nicht. Viel mehr ist es Grund genug das Wirken Shanklys einmal ausführlich zu betrachten. Denn so viel steht fest: So voller Liebe zum Spiel und zu den Fans war seit Bill Shankly wohl kein Trainer mehr.

Als jüngstes von elf Kindern wurde Bill Shankly 1913 geboten und wuchs in der kleinen Arbeiterstadt Glenbuck im Süden Schottlands auf. Wie so viele fing er als Kind beim örtlichen Klub Glenbuck Cherrypickers mit dem Fußballspielen an. Doch noch bevor er für die erste Mannschaft auflaufen konnte, wurde der Verein aufgelöst. Sein Talent aber ließ ihn trotzdem dran bleiben und so führt ihn sein Weg schließlich über eine Zwischenstation bei Cronberry Eglinton nach England zu Carlisle United. Nach nur einer Saison folgte 1933 der Wechsel zu Preston North End, wo sich Shankly als kompromissloser, kämpferischer Mittelfeldspieler einen Namen machte. Für den Klub machte er fast 300 Profispiele und blieb ihm bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn 1949 treu. Sein größter Erfolg als Spieler: Der Gewinn des FA-Cups 1938.

Doch richtig bekannt und vor allem legendär wurde Bill Shankly als Trainer. Schon kurz nach dem Ende seiner Spielekarriere kehrte er zunächst zu Carlisle United zurück. Den in der Third Division feststeckenden Klub struckturierte er dabei gleich grundlegend um und führte ihn in seiner zweiten Saison auf Rang drei. Interne Konflikte mit der Vereinsführung beendeten das Engagement jedoch vorzeitig. Es folgte eine kurze, wenig erfolgreiche Station bei Grimsby Town, ehe Shankly beim Provinzverein AFC Workington einen neuen Anlauf nahm. Die dort erarbeiteten Fortschritte blieben nicht unbemerkt: Huddersfield Town verpflichtete ihn. Zunächst für den Nachwuchs zuständig, stieg Shankly bald zum Cheftrainer der ersten Mannschaft in der Second Division, also der zweiten Liga, auf, sein bis dahin höchstklassiges Engagement als Cheftrainer. Doch erneut kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Management, das Leistungsträger verkaufte und so seine sportlichen Pläne unterlief.

So erwies sich das Angebot des kriselnden Liverpool FC im November 1959 als weiterer Wendepunkt – und absoluter Glücksfall. Denn an der Anfield Road stellte sich für Shankly jetzt endlich der richtig große Erfolg ein: 1962 führte er den Klub zurück in die erstklassige First Division und schon zwei Jahre später folgte der sechste Meistertitel der Vereinsgeschichte. 1965 gewann Liverpool zudem erstmals den FA Cup, ehe die Mannschaft in der darauffolgenden Saison bis ins Finale des Europapokal der Pokalsieger vorstieß. Nach der Meisterschaft 1966 geriet das Team jedoch in eine längere Phase ohne Titel, Shanklys Mannschaft war überaltert und Neuverpflichtungen blieben aus. Erst ein konsequenter Generationenwechsel brachte 1973 die Rückkehr an die Spitze – mit dem Gewinn der achten Meisterschaft und des UEFA-Pokal. Liverpool hatte sich damit endgültig in der europäischen Elite etabliert. Im Jahr drauf sicherte man sich zudem erneut den FA Cup. Nach insgesamt 43 Jahren im Profifußball, davon 15 als prägende Figur an der Seitenlinie Liverpools, erklärte Shankly daraufhin im Juli 1974 seinen Rücktritt.

Aber was machte den Trainer Bill Shankly aus – und vor allem: Legendär? Shankly sah im Fußball nicht nur eine sportliche, sondern auch eine kulturelle und politische Angelegenheit. Einmal sagte er: „Ich bin ein Mann des Volkes – nur das Volk zählt.“ Die Fans waren für ihn deswegen genauso wichtig wie die Spieler. Doch auch seine politische Einstellung prägte seine Arbeit auf dem Platz. Shankly war bekennender Sozialist: „Im Sozialismus, an den ich glaube, arbeitet jeder für den anderen und alle bekommen einen Teil des Gewinns. So sehe ich Fußball, so sehe ich das Leben.“ Uns so legte Shankly Wert auf die Einheit in der Mannschaft und das Spiel mit Herz. Sportlich war er damit in Liverpool nicht so erfolgreich sein Nachfolger Bob Paisley, doch er ging in die Geschichte ein als der Coach, der das in der zweiten Liga spielende Liverpool zu einer der besten Mannschaften der Welt formte und damit die Voraussetzung für all die nachfolgenden Erfolge schaffte.

Bill Shanklys zu Ehren wurde daraum nach seinem Tod 1981 auch vor der legendären Kop an der Anfield Road eine lebensgroße Bronzestatue von ihm errichtet. Sie trägt die Inschrift: „He made the people happy“ – Er machte die Menschen glücklich. Sie würde ihm sicher gut gefallen. Shanklys Asche wurde nach seinem Tod zudem auf dem Rasen des Stadions an der Anfield Road verstreut. 2002 wurde Shankly außerdem in die Scottish Sports Hall of Fame aufgenommen.

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Von admin