Der Boxing Day ist eine uralte Tradition im Vereinigten Königreich und im Commonwealth. Ursprünglich hat sie aber nichts mit Fußball zu tun. Stattdessen ist es so: In der Liturgie der Church of England gibt es keinen zweiten Weihnachtsfeiertag. Allerdings erhielten Angestellte am Tag nach Weihnachten, hier also am 26. Dezember, traditionell eine „Christmas Box“ mit einem kleinen Geschenk. Bis heute ist der Boxing Day ein offizieller Feiertag in England. Übrigens: Wenn der 26. Dezember auf ein Wochenende fällt, dann gilt – genau wie bei jedem anderen Feiertag, der auf ein Wochenende fällt – der folgende Werktag als Feiertag. Es geht also kein Fest verloren…
Dokumentiert ist der Boxing Day in Großbritannien übrigens seit 1663. Und er begann als so etwas wie ein weihnachtliches Trinkgeld, genannt Yuletide tip. Handwerker sammelten am Tag nach Weihnachten Geld und andere Geschenke als Dank und Anerkennung für während des Jahres geleistete Dienste. Doch die Tradition könnte sogar noch älter sein und auf den noch älteren Brauch zurückgehen, dem Hauspersonal am Tag nach Weihnachten einen Besuch bei seiner Familie zu gestatten, nachdem es am Weihnachtstag selbst bei seinen adeligen Herren hatte Dienst tun müssen. Dazu wurden dem Personal Päckchen mit Geschenken, Sonderzahlungen und manchmal auch übrig gebliebenes Festessen überreicht.
Doch auch zum Fußball gehört der Boxing Day seit Anbeginn des Spiels: Schon am 26. Dezember 1860 trafen an diesem Tag nämlich die beiden ältesten Fußballvereine der Welt, der FC Sheffield und der FC Hallam im Derby aufeinander. Deswegen wurde es auch Traidition, die Derbys der Premier League möglichst auf den Boxing Day am 26. Dezember zu terminieren. Ein Festtag für die Fans…
…der in diesem Jahr aber ausfallen muss. Denn heute findet in Englands höchster Spielklasse nur ein einziges Spiel statt, Manchester United empfängt morgen ab 21 Uhr Newcastle United. Der Grund: Die hohe Belastung der Spieler, speziell auch durch die Liga-Reform in den internationalen Wettbewerben Champions League, Europa League und Conference League. Durch die Reform brauchen die internationalen Wettbewerbe bis zur K.o.-Phase einfach mehr Termine, was den Stress für die Profis zusätzlich erhöhte. Zudem verwies die Liga auf die Vorgaben der FIFA. Laut den Regularien müssen immer mindestens 72 Stunden zwischen den Austragungen zweier Spiele liegen. Als Konsequenz wird der zweite Weihnachtsfeiertag in diesem Jahr einfach wie ein normaler Freitag, mit eben nur einem Spiel, behandelt. Die übrigen Spiele steigen dann ebenso regulär am Samstag und Sonntag.
Im Sinne der Premier League ist das allerdings nicht, wie die Liga in einer Erklärung schreibt: „Die Premier League möchte die Umstände anerkennen, die zu einer reduzierten Anzahl von Spielen am Boxing Day geführt haben – und damit eine wichtige Tradition im englischen Fußball beeinträchtigen. Wie in den Vorjahren und im Einklang mit unserem Engagement gegenüber den Klubs wurden besondere Vorkehrungen getroffen, um mehr Zeit zwischen den Spielen während der Feiertage zu ermöglichen.“
Der Nicht-Boxing-Day 2025 soll darum aber auch eine Ausnahme bleiben, fordert die Premier League. 2026 werde man zum gewohnten Boxing Day zurückkehren. Praktisch für die Liga: Der 26.12. fällt im kommenden Jahr ohnehin auf einen ja sowieso sehr vollgeladenen Samstag.
