Vor 147 Jahren, also 1878, wird in London der Clapton F. C. gegründet. Auf lokaler Ebene und im Amateursport erreichte der Club bis dahin einige Erfolge, Geschichte schrieb er, als er 1890 als erster Verein von der Insel ein Fußballspiel auf dem europäischen Festland bestritt – ein 7:0 Auswärtssieg bei Royal Antwerpen.
Der Wendepunt in der Vereinsgeschichte ist das Jahr 2018 – 140 Jahre nach der Vereinsgründung. Wie in England üblich der gehörte der unterklassige Clapton F. C. zu dieser Zeit nicht seinen Fans, obwohl jedes Wochenende einige hunderte zu den Heimspielen in Ostlondon pendelten und es sogar eine aktive Ultra-Szene gab. Diese aktive Fanszene überwarf sich dann jedoch mit dem privaten Eigentümer des Vereins. Man wollte nicht bloß zahlende Kundschaft sein, sondern aktiv den Club mitbestimmen. Und man wollte nicht bloß Fan eines Fußballvereins sein, sondern eine Wertegemeinschaft bilden. Die Fans spalteten sich vom Clapton F. C. ab und gründeten den Clapton C. F. C., den Community Football Club. Ein Verein für seinen Stadtteil – der Name ist seither Programm.
Etwa in dieser Zeit wird Justus Moor, SPD-Landtagsabgeordneter aus der NRW-Stadt Hamm, auf den Verein aufmerksam. Moor, eigentlich großer Schalke-Fan, sympathisiert mit der Idee der Clapton-Ultras. Vor allem, weil die rasch Haltung zeigen, auch politisch.

Das beweist Moor am Trikottag 2025, an dem er statt in blau-weiß mit Clapton-Jersy in den Landtag fährt. Dazu schreibt er auf Instagram: „Der Londoner Verein ist zu 100 % in der Hand der Fans und zeigt im Auswärtstrikot die Farben der Internationalen Brigaden und der Zweiten Spanischen Republik – jene, die bis 1939 gegen den Faschismus unter Francisco Franco und für Demokratie und Republik gekämpft haben.“ Statt einem Ausrüsterlogo prangen oben rechts auch drei nach unten gerichtete Pfeile, ein Symbol vieler sozialistischer Organisationen auf der ganzen Welt. Das Torwarttrikot des Vereins ist gleichzeitg der Transgender Pride Flag nachempfunden. Statt Fahnen mit dem Vereinswappen zu schwenken, wehen am Spielfeldrand und in der Kurve stets auch Progressive Pride Flags. Fans sammeln Spenden für benachteiligte Kinder und Jugendliche und unterstützen mit unterschiedlichen Aktionen Menschen in Not.
In seinem Post kommentiert Justus Moor das so: „Gerade in diesen Zeiten eine wichtige Erinnerung daran, dass Haltung überall gezeigt werden kann – im Alltag, in der Politik und selbstverständlich auch im Sport!“
Der Community Football Club hat sein historisches Vorbild sportlich dabei mittlerweile eingeholt, wenn auch auf nach wie vor bescheidenen Nievau: Beide spielen in der neunten englischen Liga. Aber auch er hat Geschichte geschrieben: Denn noch nie wurde vorher ein englisches Fußballtrikot beim NRW-Trikottag getragen.
Die Geschichte, die im Osten Londons geschrieben wird, ist darum erstklassig. Vom ersten englischen Team, das in Kontinentaleuropa ein Spiel bezeichnet, bis zum Fan-owned Klub im radikal-kapitalistischen brittischen Fußballsystem mit Platz im Landtag von Nordrhein-Westfalen: Für so etwas muss man Fußball lieben!