Die Karriere von Philip Gogulla ist schon ziemlich kurios – auch wenn sie auf dem ersten Blick normal wirkt: Denn Gogulla wurde 2002, mit also gerade einmal 15 Jahren, von den Buffalo Sabres gedraftet und galt damit als immenses Talent im deutsches Eishockey. Insgesamt kann Philip Gogulla heute darum auch auf 157 Länderspielen mit 104 Scorern und 1.100 DEL-Spiele mit 645 Scorern zurückblicken. Er nahm an einem halben Dutzend Weltmeisterschaften Teil und wurde 2019 sogar DEL-Stürmer des Jahres. Kurios ist die Karriere von Philip Gogulla darum aus einem anderen Grund: Mit Ausnahme von drei Jahren beim EHC München und einer Saison in der AHL spielte der Stürmer nämlich ausschließlich für die drei rheinischen Rivalen Krefeld Pinguine, Kölner Haie und in seiner Geburtstadt Düsseldorf für die DEG.
Sieben Spiele haben die Krefeld Pinguine in dieser DEL2-Saison bislang bestritten – und in allen Begegnungen stand Philip Gogulla, der damit zu seinem ersten Senioren-Team zurückgekehrt ist, auf dem Eis. Der 38-Jährige war nämlich im August überraschend an die Westparkstraße zurückgekehrt und erhielt damals einen Kurzvertrag, der ursprünglich nur bis Anfang November gültig sein sollte – also bis zur Länderspielpause rund um den Deutschland-Cup. Solche Verträge sind im Eishockey durchaus üblich: Die DEG verpflichtete zuletzt sogar nur für das zurückliegende lange Wochenende, an dem drei Spiele anstanden, mit Sinan Akdag einen Verteidiger, um auf mehrere kurzfristige Ausfälle zu reagieren. Mittlerweile ist Akdag bereits wieder weg.
Anders als Gogulla in Krefeld. Denn am Donnerstag teilte der Klub mit, dass der Vertrag mit Gogulla, der bei der Düsseldorfer EG sogar Kapitän war, bis zum Saisonende verlängert wurde. Gogulla bleibt damit ein fester Bestandteil im Kader von Trainer Thomas Popiesch. „Das ist wirklich schön für mich, es ist für beide Seiten gut gelaufen, ich bin gut aufgenommen worden“, erklärte der Ex-Nationalspieler auf der Pressekonferenz vor der Partie.
Wäre der Kontrakt wie geplant ausgelaufen, hätte Gogulla nur noch in sechs weiteren Spielen für die Pinguine auflaufen können – so viele standen bis zur Pause noch im Kalender. Doch schon am vergangenen Freitag, nach dem Derby gegen die DEG, deutete der Routinier an, dass eine vorzeitige Trennung kaum zur Debatte stand. „Ich bin glücklich, gerade in Krefeld zu sein. Ich hoffe, dass es dann auch so bleibt. Und ich sag‘ mal so: Es sieht positiv aus“, sagte der 38-Jährige in der Mixed Zone.
Mit bislang sechs Scorerpunkten (zwei Tore, vier Assists) belegt Gogulla derzeit Rang fünf in der internen Teamwertung. Noch entscheidender als seine Zahlen ist allerdings seine Erfahrung: In engen Momenten bringt er Ruhe, Übersicht und Stabilität ins Spiel. „Er ist auch in kritischen Spielsituationen ruhig, führt die jungen Spieler und bringt viel Produktivität mit. Aber er macht auch die anderen besser, und diese Kombination ist immens wichtig für uns“, lobt Coach Popiesch die Wirkung seines Routiniers.
Und wie sich zuletzt bei der Niederlage in Landshut zeigte – als Krefelds komplette erste Angriffsreihe fehlte –, ist ein Spieler mit der Qualität und Erfahrung eines Philip Gogulla auch für die nötige Kadertiefe von großem Wert.
Für alle drei DEL-Teams tief im Westen hat Philip Gogulla damit gespielt. Und das, obwohl die drei Klubs eine tiefe Rivalität trennt. Für Gogulla aber ist das ein Bestcase: Denn außer Haien, Pinguinen und DEG gibt es keine Eishockeymannschaft in Westdeutschland, die seiner spielerischen Klasse entspricht. Hätte es bei den Pinguinen also nicht geklappt, bei der DEG war er als Abstiegs-Kapitän verbrannt und für die Haie aufgrund seines Alters nicht mehr gut genug, hätte der Ex-Nationalspieler entweder noch einmal mit seiner Familie umziehen oder aber mit dem Eishockey aufhören müssen. Das erklärt den Kuriosen-Lebenslauf von Philip Gogulla.