„In gewisser Weise fühlt es sich daher wie Schicksal an, dass ich nun die Möglichkeit habe, für diesen Verein zu spielen“, das sagt Svend Brodersen, Torhüter aus der Jugend des FC St. Pauli, über seinen anstehenden Vereinswechsel, der in gewisser Weise von seinem jüngeren Bruder inspriert wurde: Denn der machte einst, als Svend noch in Deutschland kickte, als Besucher eines internationalen Jugendfußballturniers positive Erfahrungen im Uvance Todoroki Stadium by Fujitsu von Kawasaki Frontale, dem Klub, zu dem Brodersen nun wechselt. Für den mittlerweile 28-jährigen ist es schon die dritte Station im Land der Sonne. 2021 war der gebürtige Hamburger von seinem Heimatverein FC St. Pauli zum Yokohama FC gegangen. Mit dem Klub stieg er am Ende der Saison zwar ab, doch er blieb trotzdem und schaffte prompt den Wiederaufstieg. 2024 zog er dann zu Fagiano Okayama weiter. Nun also der Schritt nach Kawasaki. Der frühere deutsche Junioren-Nationalkeeper Brodersen stand seither in 66 Partien der J1 League und in 73 Begegnungen der J2 League zwischen den Pfosten. Zuvor hatte er es auch in den 19-Mann-Kader für die Olympischen Spiele in Tokyo geschafft.

Der Wechsel nach Japan war – auch wenn er für deutsche Beobachter*innen erstmal ungewöhnlich klingt – für Brodersen dabei nur folgerichtig: „Meine Kindheit wurde durch Nintendo, Godzilla, Samurai, Fast & Furious usw. stark von der japanischen Kultur beeinflusst. Seitdem ist es mein Traum, eines Tages nach Japan zu kommen.“ Dabei wechselte der Hamburger auch über das sportliche Hinaus mit klaren Vorsätzen nach Japan: „Ich werde mein Bestes geben, auf dem Platz arbeiten und alles tun, um ein Mitglied der japanischen Gesellschaft zu werden.“ Das Fazit Brodersens war aber erst einmal: „Jetzt ist dieser Traum wahr geworden.“ Der wichtigste Unterschied aus Sicht des Torhüters: „Die Japaner wollen unterhalten werden. Deswegen werden eher spektakuläre Paraden gefeiert.“ Er ist richtig glücklich in seinem neuen Leben und dankbar für die Chance, sich „als Sportler und Menschen“ weiterzuentwickeln.

Doch nicht nur auf dem Platz liefern deutsche Fußballer gerade spannende Schlagzeilen: Denn der frühere Bundesliga-Coach Michael Skibbe übernimmt in diesen Tagen den japanischen Spitzenklub Vissel Kobe. Zuvor hatte der 60-jährige seit Februar 2022 bei Sanfrecce Hiroshima ebenfalls in der J1 League gearbeitet, wo er sich einen guten Ruf erarbeitete und zweimal als Trainer des Jahres der J1 League ausgezeichnet wurde. Mit Hiroshima wurde er 2025 sogar japanischer Pokalsieger. Es ist für ihn die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. „Ich fühle mich sehr geehrt und glücklich, als Trainer von Vissel Kobe ernannt zu werden. Lasst uns wieder das beste Team Japans sein“, kommentierte seinen Wechsel nach Kobe. Der Verein, Vissel ist übrigens ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den englischen Begriffen victory (Sieg) und vessel (Schiff) und soll den Erfolgsanspruch der Klubführung mit der maritimen Tradition des Seehafens Kōbe verbinden, ist in Europa vor allem durch die Verpflichtungen von Lukas Podolski 2017 und Andrés Iniesta 2018 bekannt geworden. Mit Thorsten Fink hatte die Mannschaft auch schon mal einen deutschen Trainer: Thorsten Fink, der übrigens 2019 Pokal- und Superpokalsieger mit Kobe wurde.

Seit Oktober arbeitet zudem Roger Schmidt für die J1 League. Schmidt soll Seminare für Trainer anbieten und die Liga so bis zum kommenden Sommer strategisch weiterentwickeln. Da überrascht es auch nicht, dass ein langjähriger Wegbegleiter Schmidts ihm nun nach Japan folgt: Jens Wissing ist nämlich neuer Coach von Gamba Osaka. Es ist sein erster Job als Chefcoach. Und als neuer deutscher Trainer in Japan ist auch Wissing nicht allein: Denn auch Sanfrecce Hiroshima setzt nach dem Abgang von Michael Skibbe erneut auf einen deutschen Trainer. Bartosch Gaul, einst Jugendtrainer auf Schalke und bei Mainz 05, übernimmt das Amt zur Saison 2026. Der 38-Jährige kommt aus der Jugend von RB Leipzig, wo er zuletzt als Leiter des Leistungsbereichs für die Teams von der U15 bis zur U19 zuständig war. Beide Transfers sollen in Zusammenhang mit Schmidts Beratungsarbeit stehen. Und es wird spannend zu sehen sein, ob sie in Japan so erfolgreich werden wie Michael Skibbe – und so glücklich wie Svend Brodersen.

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Von admin