Nächsten Monat wird in NRW gewählt. Kommunalwahlen. Und Gelsenkirchen steht dabei natürlich besonders im Fokus, nachdem bei der Bundestagswahl im Februar die AfD dort bei den Zweitstimmen stärkste Partei wurde. In unserer Serie bis zur Kommunalwahl blickt FanLeben.de darauf, wie Fußballvereine und ihre Fanszenen sich zur Kommunalwahl verhalten, denn bei den Wahlen geht es um viel, gerade mit den Ergebnissen der Bundestagswahl im Rücken. Nachdem es in Teil eins der Serie um Dortmund und den BVB ging und in Teil zwei um Schalke 04 ging, geht es heute um den Rhein-Sieg-Kreis und Köln.

Am 14. September 2025 finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt. Für den organisierten Sport im Rhein-Sieg-Kreis ist dies eine wichtige Gelegenheit, die gesellschaftliche Bedeutung des Sports sichtbar zu machen und seine Interessen in die lokale Politik einzubringen. Der Kreissportbund Rhein-Sieg e. V. ruft gemeinsam mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen alle Sportvereine sowie Stadt- und Gemeindesportverbände in der Region dazu auf, sich aktiv an der sportpolitischen Interessenvertretung zu beteiligen – vor, während und nach der Wahl.

Kommunen und Landkreise zählen zu den wichtigsten Sportförderern in Nordrhein-Westfalen. Sie stellen Mittel für die Vereinsförderung bereit, unterstützen den Sportstättenbau und finanzieren Bewegungsangebote in Kindertagesstätten, Schulen und Jugendeinrichtungen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher und finanzieller Herausforderungen ist es entscheidend, dass die Stimme des Sports in kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen Gehör findet.

Der Kreissportbund und der Landessportbund NRW formulieren drei zentrale Ziele. Erstens soll die Strukturförderung für Vereine, Stadt- und Gemeindesportverbände sowie Fachverbände gesichert und weiter ausgebaut werden. Zweitens sind Investitionen in die Sanierung und Modernisierung sowohl vereinseigener als auch kommunaler Sportstätten notwendig. Drittens fordern die Verbände eine tägliche Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen, insbesondere im Ganztagsbereich, in enger Kooperation mit dem organisierten Sport.

Darüber hinaus geht es um die Berücksichtigung des Sports im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes. Nach intensiver Intervention des organisierten Sports ist inzwischen politisch anerkannt, dass auch Sportinfrastruktur aus diesen Mitteln gefördert werden kann. Eine klare gesetzliche Verankerung fehlt jedoch bislang. Aus Sicht der Sportverbände ist daher lokales Engagement erforderlich. Sportvereine und -verbände sollten ihre Kommunen auffordern, sich aktiv für eine Einbindung des Sports in die lokale Umsetzung des Sondervermögens einzusetzen.

Besonders kritisch sehen die Verbände die Entwicklung rund um die sogenannte Sportmilliarde aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Von ursprünglich zugesagten einer Milliarde Euro sind bisher nur 560 Millionen Euro für die gesamte Legislaturperiode konkretisiert worden. Für den Vereinssport ist dies ein deutliches Warnsignal. Umso wichtiger sei es nach Einschätzung des Kreissportbundes Rhein-Sieg und des Landessportbundes NRW, dass die Sportlandschaft in Nordrhein-Westfalen geschlossen auftrete und ihren Einfluss auf Landes- und kommunaler Ebene nutze.

„Ob auf der Matte, dem Spielfeld oder im Becken – Sport schafft Gemeinschaft, Bewegung und Zusammenhalt. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass auch die Politik den Wert des Vereinssports anerkennt und fördert. Die Kommunalwahl ist die Chance, dem Sport in der Region ein starkes politisches Gewicht zu verleihen“, heißt es auf der Website des Kreissportbundes Rhein-Sieg. Die örtliche Kommunalpolitik unterstützt das Engagement. Alles sehr harmonisch.

Ganz anders ist die Stimmung nebenan in Köln. Denn im Vorfeld der Kommunalwahlen ist es in Köln zu besonderen Protestaktionen gekommen. Anhänger*innen des 1. FC Köln haben Wahlplakate von CDU und Grünen überklebt und dabei Slogans wie „Grün denken, Rut un Wiess blockieren – zusammen gegen den 1. FC Köln“ verwendet. Mit den ironisch-parodistischen Botschaften machen die Fans ihren Unmut über die Haltung beider Parteien im Konflikt um den Ausbau des Geißbockheims deutlich.

Und darum geht es konkret: Seit Jahren verfolgt der 1. FC Köln Pläne, sein Trainingsgelände im Grüngürtel zu modernisieren und zu erweitern. Das Projekt umfasst neue Trainingsplätze, Funktionsgebäude und zusätzliche Infrastruktur. Während der Verein und seine Anhängerschaft argumentieren, dass die Modernisierung für die sportliche Zukunft unabdingbar sei, verweisen Gegner*innen auf den ökologischen Wert des Grüngürtels und warnen vor einer Zerstörung wertvoller Grünflächen. Besonders CDU und Grüne haben sich in kommunalen Gremien kritisch zum Ausbau positioniert. Sie fordern drastische Einschränkungen oder lehnen Teile der Planungen ab. Aus Sicht der Fans blockiert die Politik damit ein wichtiges Zukunftsprojekt des Vereins, der sportlich wie wirtschaftlich stark auf moderne Strukturen angewiesen sei. Zumal auch Ausgleichsflächen Teil der Planungen sind und die schwarz-grüne Stadtregierung keine Alternativen aufzeigt. Auch der Verein kritisiert die Kommunalpolitik deutlich und warnt davor, dass nicht nur der Spitzen-, sondern auch der Breitensport in Köln auf diese Weise den Anschluss verlieren könnten.

Im Rheinland gestalten Fußballfans Kommunalpolitik gerade also aktiv mit. Mal aus Gestaltungsdrang. Mal aus Frust über handelnde Akteur*innen.

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Von admin