Grischa Prömel steht endlich wieder auf dem Platz. Fast ein Jahr lang ist der Mittelfeldspieler ausgefallen, jetzt freut er sich, wieder dabei sein zu können: „Wenn man neun bis zwölf Monate raus ist, dann bricht das einem schon das Herz. Vor allem, weil ich mich vorher richtig gut gefühlt habe – ich war ja sogar im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. So eine Verletzung wirft einen zurück. Aber das ist Fußball – Verletzungen gehören leider dazu. Entscheidend ist, wie man zurückkommt. Und dass man überhaupt wieder zurückkommt.“
Und wie Prömel zurück ist? Mit einer Ansage! Denn der Hoffenheimer stört sich massiv an der ständig zunehmenden Inszenierung im Fußball. Im Interview mit Sport 1 sagt er: „Ich habe kein Problem mit Kameras im Spielertunnel, aber die Kabine ist heilig. Das ist der geschützte und intime Raum einer Mannschaft. Wenn man dort Kameras reinlässt, verändert sich alles – man überlegt ständig, was man sagen und machen darf. Und das in der wichtigen Konzentrationsphase kurz vor dem Spiel. Ich finde das ehrlich gesagt nervig. TV-Kameras haben meiner Meinung nach am Spieltag nichts in einer Bundesligakabine verloren! Und ich bin mir sicher, dass nahezu alle Kollegen aus der Bundesliga das ähnlich sehen. Wenn es in der Kabine nicht funktioniert, läuft es auch im Spiel nicht.“
Er sei eben ein wertebetonter Spieler. Besonders wichtig für ihn: „Demut, Bodenständigkeit und Dankbarkeit. Für mich ist es immer noch etwas Besonderes, in der Bundesliga zu spielen. Das wird nie Normalität werden. Wenn man sich stetig weiterentwickelt, wird viel Fleiß irgendwann belohnt.“ Generell versucht Prömel diese Werte auch als Führungsspieler bei der TSG Hoffenheim vorzuleben: „Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und Werte vorleben: harte Arbeit, Ehrlichkeit, Verantwortung. Ich hatte keinen geraden Weg in die Bundesliga – kam über die 2. Liga und erst spät ins Nachwuchsleistungszentrum. Das zeigt: Wenn man an sich glaubt und arbeitet, ist vieles möglich.“ Und weiter: „Ich ging auf eine normale Schule, war nicht von klein auf in einem großen NLZ. Das hat mir gutgetan. Ich hatte Freunde außerhalb des Fußballs, keinen ständigen Druck oder dieses ‚Aussortieren‘. Für mich war das der richtige Weg.“
Deswegen engagiert sich Prömel auch neben dem Platz – in der Entwicklungszuammenarbeit: „Gerade während meiner Verletzungszeit habe ich gemerkt, wie sehr man auf Unterstützung angewiesen ist. Ich führe ein privilegiertes Leben und möchte etwas zurückgeben. In Afrika habe ich Kinder kennengelernt, die auf der Straße leben, ohne Schulbildung, ohne fließendes Wasser. Das ist brutal schockierend. Wenn man dort ein bisschen helfen kann, ist das unglaublich bereichernd. Für ein Kinderlachen braucht es nicht viel – und ich hoffe, dass ich mit meinem Engagement auch ein bisschen Aufmerksamkeit auf diese Realität lenken kann.“
Grischa Prömel, so scheint es, ist ein echter Musterprofi, ein Vorbild. Und das ‚obwohl‘ er bei der TSG Hoffenheim spielt. Und: Damit ist Prömel gerade ein Gegengewicht zu einer neuen Generation Superstars, angeführt von Lamine Yamal, obwohl der beim FC Barcelona, einen traditionell linken Verein spielt.
Was war passiert? Yamal, der in der Vergangenheit schon immer wieder mal mit skandalösen Verhalten auffiel, hat nun wohl, wie Medien übereinstimmend berichten, auf Empfehlung einer neuen Beratungsagentur entschieden, künftig keine Autogramme mehr kostenlos an Fans zu vergeben. Stattdessen soll seine Signatur einem bezahlten Sammlermarkt vorbehalten bleiben. Dabei geht es vor allem um die Verknappung des Angebots – und damit um Wertsteigerung. In der Praxis heißt das: Statt Selfie-Bitte und Kugelschreiber-Moment im Stadion oder am Trainingsgelände wird Yamal künftig offiziell nur noch eine begrenzte Zahl persönlicher Signaturen abgeben – über Merchandise-Partner oder ausgewählte Aktionen. Die Frage, die heraussticht: Wie abgehoben kann man sein?
Grischa Prömel stellt ich hingegen eine andere Frage, wie politisch kann man als Profifußballer sein: „So politisch, wie er sich fühlt. Jeder muss selbst wissen, wozu er etwas sagen möchte.“ Und fügt bescheiden an: „Wir Fußballer stehen im Rampenlicht, aber wir sind nicht allwissend.“
Manchmal ist alles ein bisschen paradox. Oder anders: Der Fußball ist mittlerweile so abgedreht, dass selbst ein Hoffenheim-Spieler irgendwie viel sympathischer ist als ein Talent vom katalanischen Kultklub FC Barcelona.
Tja.