Pyrotechnik im Stadion? In Norwegen erlaubt!
Seit letzten Jahr läuft in Norwegen nämlich ein Modellprojekt, das untersuchen soll, wie kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion funktionieren könnte. Anstelle eines generellen Verbots setzt man also auf Regulierung – mit dem Ziel, illegale und gefährliche Nutzung einzudämmen. Im Bestcase soll das Projekt übertragbar auf die Stadien überall in Europa sein.
Die Regeln sind dabei klar: Nur über 18-Jährige, nüchtern und vorab registriert, dürfen Pyrotechnik überhaupt abbrennen. Spezielle Zonen in den Kurven sorgen für den nötigen Abstand zu anderen Zuschauern. Mindestens ein Meter Sicherheitsabstand muss zwischen zwei Fans, die Pyrotechnik abbrennen, eingehalten werden. Zugelassen dafür sind darüber hinaus ausschließlich geprüfte, sicherheitszertifizierte Produkte. Vor jedem Spiel müssen die Fans den Ablauf mit Vereinen und Sicherheitskräfte absprechen, die ihn genehmigen und überwachen. All das erfolgt üblicherweise sieben Tage im Vorraus.
Die Testphase läuft noch bis Ende 2025. Die Reaktionen sind bislang überwiegend positiv. Anders Kjellevold von der Fanvereinigung Norsk Supporterallianse spricht von einem „großen Durchbruch“ und betont, die Regelungen würden in der Praxis „sehr gut funktionieren“. Berichte aus Fanmedien unterstreichen diese Einschätzung: Fans der Klubs Vålerenga und Brann Bergen bestätigen, dass die Regeln weitgehend akzeptiert und umgesetzt werden – insbesondere Altersbeschränkungen, Schulung, ein Meter Abstand zu anderen Fans und das Verbot gefährlicher Raketen. Die Atmosphäre in der Kurve habe sich deutlich verbessert, gerade nach den harten Jahren der Pandemie.
Auch die Verantwortlichen der Klubs betonen den kooperativen Charakter des Projekts: Sie arbeiten eng mit Fans, Polizei und Feuerwehr zusammen, um Abläufe zu strukturieren, etwa durch feste Genehmigungen für einzelne Spiele und Risikobewertungen. Auch die allgemeinen Regeln werden gemeinsam umgesetzt. Auch von Seiten der norwegischen Sicherheitsbehörden gibt es bislang keine Berichte über Probleme, Verstöße oder medizinische Zwischenfälle.
Kurzum: Es wird allgemein erwartet, dass das Pilotprojekt nach der Testphase verstetigt werden wird – zumindest in Norwegen…
…aber wie sieht es in Deutschland aus? Das fanpolitische Netzwerk „Unsere Kurve“ sieht darin nicht nur kulturelle, sondern auch sicherheitstechnische Vorteile: „Wenn Pyrotechnik erlaubt ist, fällt der Druck der Strafverfolgung weg. Und damit steigt die Sicherheit noch weiter.“ Die DFL befindet sich laut Berichten im Austausch mit ihrem norwegischen Pendant, um Details zu prüfen – von Altersgrenzen über Identifizierbarkeit bis hin zu Sicherheitszonen im Stadion. Doch im Ligaverband ist man trotz allem noch zurückhaltend. Der Grund: Die private Nutzung von Pyrotechnik ist in Deutschland generell verboten. Ohne politische Unterstützung wäre ein solches Modellprojekt damit schwer vorstellbar. Hinzu kommen Haftungsrisiken: Bei Verstößen oder Verletzungen würden die Bundesliga-Klubs für eintretende Schäden haften. Andererseits würden die Klubs keine Mega-Strafen für Pyro mehr zahlen müssen.
Das norwegische Modellprojekt zeigt: Pyrotechnik im Stadion kann sicher funktionieren – und spektakuläre Bilder ermöglichen.
Jetzt ist es an den Innenministern in Deutschland, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass das auch bei uns funktioniert.