Sportstars sagt man ja gemeinhin nach, dass sie eitel und – nun ja – bisweilen auch etwas eigen sein. Deswegen geht es heute auch mal um ein Thema, das etwas weiter weg ist von dem, was auf dem Spielfeld passiert. Und zwar hierum: „Ich liebe meine Tiere. Sie bedeuten mir und meiner Familie alles“, sagt Tom Brady. Soweit so unspektakulär. Aber das ändert sich jetzt: „Vor ein paar Jahren habe ich mit Colossal zusammengearbeitet und ihre nicht-invasive Klontechnologie genutzt – durch eine einfache Blutentnahme bei unserem alten Familienhund, bevor sie starb.“ Richtig gelesen: Tom Brady hat sich seinen Hund klonen lassen. Mit Hilfe von Colossal Biosciences, einem Unternehmen, in das der nunmehrige Mitbesitzer der Las Vegas Raiders investiert, klonte er den Pitbull-Mischling Lua, der Ende 2023 gestorben war. So hatten seine Frau Gisele Bündchen und er umgehend Ersatz: Junie.

Ein Haustier klonen – wie geht das überhaupt? Nun ja, so: Das Klonen von Haustieren beruht auf einem biotechnologischen Verfahren, das Somatic Cell Nuclear Transfer (SCNT) genannt wird. Dabei wird die Erbinformation eines Tieres so genutzt, dass daraus ein nahezu genetisch identischer Nachkomme entsteht. Der Prozess beginnt mit der Entnahme von Körperzellen, meist Haut- und Bindegewebszellen oder – wie beim Brady-Hund Blut, des Tieres, das geklont werden soll. Diese Zellen enthalten den vollständigen Satz an Erbmaterial, also die gesamte DNA. Parallel dazu werden von einem Spenderweibchen Eizellen gewonnen, aus denen der Zellkern und damit die ursprüngliche DNA entfernt wird. Übrig bleibt das Zytoplasma der Eizelle, das noch funktionsfähige Zellstrukturen und Mitochondrien enthält.

In diesen enukleierten Eizellen wird nun der Zellkern der Spenderzelle eingesetzt. Auf diese Weise entsteht eine neue Zelle, deren genetischer Inhalt vom Originaltier stammt, während das Zellumfeld von der Eizellspenderin beigesteuert wird. Durch elektrische oder chemische Reize wird die Eizelle anschließend aktiviert, sodass sie beginnt, sich wie eine befruchtete Zygote zu verhalten. Die DNA im Zellkern wird dabei epigenetisch so umprogrammiert, dass sie wieder in einen embryonalen Entwicklungszustand versetzt wird iein äußerst komplexer und fehleranfälliger Vorgang, da die epigenetische „Umschaltung“ nicht immer vollständig gelingt. Aus der aktivierten Zelle entsteht im Labor ein Embryo, der nach wenigen Tagen in die Gebärmutter einer Leihmutter derselben Tierart eingesetzt wird. Wenn die Schwangerschaft erfolgreich verläuft, bringt die Leihmutter ein Tier zur Welt, dessen nukleäre DNA nahezu identisch mit der des Spenders ist.

Trotzdem ist der Klon kein vollkommenes Abbild des Originals. Unterschiede ergeben sich durch epigenetische Abweichungen, die während der Reprogrammierung entstehen, sowie durch äußere Faktoren wie die Entwicklung im Mutterleib, Ernährung, Umwelt und Sozialisation. Außerdem stammt die Mitochondrien-DNA immer von der Eizellspenderin, was geringfügige Unterschiede im Energiestoffwechsel verursachen kann. Das Klonen ist dabei aber auch technisch anspruchsvoll und bisweilen noch ziemlich ineffizient: Nur ein kleiner Teil der erzeugten Embryonen entwickelt sich bis zur Geburt, und es treten häufiger Fehlbildungen oder gesundheitliche Probleme auf. Firmen, die solche Verfahren anbieten, investieren daher in neue Methoden, um die Erfolgsrate zu verbessern. Dazu gehören etwa induzierte pluripotente Stammzellen (iPSCs), die aus Körperzellen gewonnen und in einen embryonalen Zustand zurückgeführt werden können, sowie Gen-Editierungstechniken wie CRISPR, mit denen sich gezielt Erbfehler korrigieren oder Eigenschaften verändern lassen.

Trotz aller Fortschritte bleibt das Klonen ethisch und rechtlich umstritten. In vielen Ländern ist es erlaubt, Haustiere zu klonen, solange Tierschutzvorgaben eingehalten werden. Kritiker verweisen jedoch auf das Leid von Leihmüttern, die hohe Zahl nicht überlebender Embryonen und die Gefahr, Tiere zu rein kommerziellen Zwecken zu reproduzieren. Und überhaupt einen so krassen Eingriff in die Natur, egal, ob man an Schöpfung oder Darwinismus glaubt, vorzunehmen. Wissenschaftlich betrachtet ist das Klonen dennoch ein faszinierendes Beispiel für die Möglichkeiten moderner Biotechnologie: Durch die Übertragung eines Zellkerns in eine entkernte Eizelle kann ein neues Lebewesen entstehen, das die genetische Information eines anderen beinahe vollständig in sich trägt – ein technisches Wunder mit komplexen biologischen, ethischen und gesellschaftlichen Dimensionen.

Übrigens: In Deutschland hätte Tom Brady seinen Hund nicht klonen dürfen, die Tierschutzregel hier sind nämlich streng und eindeutig. In Deutschland ist das Klonen von Tieren gesetzlich stark eingeschränkt und in den meisten Fällen verboten. Nach dem Tierschutzgesetz (§ 7a TierSchG) darf kein Wirbeltier geklont werden, wenn dabei Schmerzen, Leiden oder Schäden zu erwarten sind und kein wissenschaftlicher oder artenschutzbezogener Zweck vorliegt. Ausnahmen bestehen also nur für streng genehmigte Forschungsprojekte oder Maßnahmen zur Erhaltung bedrohter Arten. Auch auf EU-Ebene ist das kommerzielle Klonen von Nutztieren verboten. Firmen, die in anderen Ländern Haustiere klonen, dürfen solche Dienstleistungen in Deutschland nicht anbieten. Aber – immerhin eine gute Nachricht gibt es für Tom Brady – sind die Tiere erst einmal geklont, dürfen sie auch nach Deutschland einreisen. Dem nächsten Deutschland-Besuch des Football-Stars steht das somit nicht im Wege.

Wieder etwas gelernt. Aber könnte sich Tom Brady irgendwann auch selber klonen, um noch einen Superbowl zu gewinnen? Die Antwort hier ist eindeutig: Nein. Das Klonen von Menschen wäre theoretisch zwar nach demselben Prinzip wie beim Tierklonen denkbar, praktisch und rechtlich ist es jedoch weltweit verboten. Wissenschaftlich bestehen nämlich enorme Risiken: Die Technik ist extrem fehleranfällig, führt häufig zu Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen und wäre allein deswegen unverantwortlich. Vor allem aber sprechen schwerwiegende ethische Gründe gegen das Menschenklonen. Es würde die Einzigartigkeit und Würde jedes Menschen infrage stellen, die Identität und Selbstbestimmung eines geklonten Individuums gefährden und Missbrauch – etwa zur Erschaffung von Ersatzmenschen – ermöglichen. Daher gilt das Klonen von Menschen nicht nur als unzulässig, sondern auch als moralisch unvertretbar.

Und nun? Nichts weiter. Außer das hier: Die Geschichte zeigt mal wieder, wie schnell man durch den Sport mit bedeutenden gesellschaftlichen Fragen in Berührung kommen und relevante ethische Diskussionen führen kann. Sport kann Menschen zusammen bringen und ist damit eine wichtige gesellschaftliche Plattform. Die Leidenschaft für den eigenen Lieblingssport kann also ein Türöffner sein und dazu führen, dass man sich, wie der Autor dieses Textes, plötzlich mit Themen beschäftigt, von denen man vorher keine Ahnung hatte. Und das ist ja auch etwas.

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Von admin