Vieles an der FIFA Fußball Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wird – seien wir ehrlich – fürchterlich. Zum Beispiel, dass andauernd Donald Trump und J. D. Vance im Bild sein werden. Am besten auch noch neben Gianni Infantino und irgendeiner Ex-Legende, die man doch eigentlich weiter sympathisch finden wollte. Oder neben DFB-Präsident Bernd Neundorf, obwohl man beim DFB doch eigentlich wieder zurück zur moralischen Integrität wollte. Und selbst wenn die Nagelsmann-Elf, wonach es – vor diesem Hintergrund – im Moment zum Glück nicht aussieht, Weltmeister werden sollte, versauen einem solche Bilder bei der Pokalübergabe doch nun wirklich die potenzielle Feierlaune. Hinzu kommen Sponsoring-Deals mit Öl- und Staatskonzernen aus Diktaturen.

Und es ist ja nicht nur das. Ein Zusammenschluss renommierter Klimaforscher*innen und Aktivist*innen hat die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 darüber hinaus als drohende Klimakatastrophe bezeichnet. Der Bericht “FIFA’s Climate Blind Spot: The Men’s World Cup in a Warming World”, verfasst von Dr. Stuart Parkinson („Scientists for Global Responsibility“), Samran Ali („Environmental Defense Fund“), Freddie Daley („New Weather Institute“) sowie dem „Netzwerk Cool Down – Sport for Climate Action“, legt dar, dass das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko die klimaschädlichste Weltmeisterschaft aller Zeiten werden könnte. Laut ihrer Analyse werden die Emissionen mindestens 9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent betragen – fast doppelt so viel wie bei den letzten vier Weltmeisterschaften im Schnitt. Verantwortlich dafür sind vor allem die Ausweitung des Turniers auf 48 Mannschaften und 104 Spiele sowie der enorme Flugverkehr zwischen den weit auseinanderliegenden Austragungsorten. Rund 7,7 Millionen Tonnen entfallen allein auf internationale und innerkontinentale Flüge, weitere 1,3 Millionen auf Transport, Unterkunft und Verpflegung. Berücksichtigt man zudem die indirekten Klimaeffekte des Luftverkehrs, könnte die Belastung sogar 40 bis 70 Prozent höher ausfallen. Der Bericht weist außerdem auf erhebliche Umweltrisiken vor Ort hin. Acht der 16 Stadien bräuchten nach Einschätzung der Autor*innen sofortige ökologische Schutzmaßnahmen, mindestens vier seien besonders kritisch. Und: In 14 der 16 Austragungsstädte der nächsten, größten Weltmeisterschaft aller Zeiten – mit 48 Teams und 104 Spielen – drohen laut Prognosen Nachmittagstemperaturen, die die Spieler ernsthaft gefährden könnten. Die Forscher fordern die Organisatoren daher auf, Nachmittagsspiele zu vermeiden. Auch eine frühere Studie aus dem Oktober hatte bereits ein „sehr hohes Risiko für schwere Hitzestress-Bedingungen“ in 10 der 16 Stadien prognostiziert. Die Forscher warnen: Die Klima-Bedingungen sind für die Sportler darum noch krasser als vor vier Jahren in Katar. Muss man auch erstmal schaffen. FanLeben.de hat über dieses Thema hier bereits ausführlicher berichtet.

Kurzum: Eigentlich gibt es keinen vernünftigen Grund, sich auf diese Weltmeisterschaft zu freuen.

Und das ist richtig bitter. Denn für Fußball-Nerds gebe es sportlich-gesehen nämlich eigentlich verdammt viele Gründe, um sich für das Turnier zu begeistern: Die Mannschaften, die dank der WM-Erweiterung auf 48 Mannschaften, erstmals oder erstmals seit langer Zeit wieder bei einer WM-Endrunde dabei sein werden. Neue Mannschaften kennenlernen, sehen, wie der Fußball in ganz anderen Teilen der Welt interpretiert wird und währenddessen mal schnell bei Wikipedia noch ein paar politische oder kulturelle Fakten dazulernen: Exakt das macht eine WM aus.

Und zu bestaunen gebe es vieles: Seit Anfang Juni 2025 ist zum Beispiel auch erstmals überhaupt die zentralasiatische Republik Usbekistan qualifiziert. Ebenfalls gibt es eine Premiere für Jordanien. Aus Europa sind es vor allem Österreich und Schottland, deren Teilnahmen überraschen. Panama, Curacao und Haiti haben sich die Tickets für Nord- und Mittelamerika gesichert. Auch für Curacao ist es eine Premiere. Der karibische Inselstaat mit 156.000 Einwohner*innen ist sogar der kleinste WM-Teilnehmer der Historie nach Island 2018 (353.000 Einwohner*innen). Und über die erstmalige WM-Quali der afrikanischen Mannschaft aus Kap Verde hat FanLeben.de ebenfalls bereits berichtet. Bolivien, Neukaledonien, die DR Kongo, der Irak, Surinam und Jamaika könnten sich über die interkontinentalen Play-Offs noch qualifizieren. Ebenfalls in den Play-Offs könnten auch die europäischen Mannschaften Albanien, Irland, Tschechien, Ukraine, Slowakei, Wales, der Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Nordmazedonien und Nordirland noch für Überraschungen sorgen.

42 von 48 teilnehmenden Mannschaften stehen so bereits fest – hier die Gesamtübersicht:

Gastgeber: USA, Kanada, Mexiko

Asien: Japan, Iran, Usbekistan, Jordanien, Südkorea, Australien, Katar, Saudi-Arabien

Ozeanien: Neuseeland

Europa: England, Frankreich, Kroatien, Portugal, Norwegen, Deutschland, Niederlande, Österreich, Schottland, Spanien, Schweiz, Belgien

Südamerika: Argentinien, Brasilien, Ecuador, Paraguay, Uruguay, Kolumbien

Nord- und Mittelamerika: Panama, Curacao, Haiti

Afrika: Marokko, Tunesien, Ägypten, Algerien, Ghana, Kap Verde, Südafrika, Republik Côte d’Ivoire, Senegal

Auch am aufgeblähten Teilnehmerfeld gibt es aber ja Kritik. Doch eine große WM ist an sich nicht das Problem, weil sie nur alle vier Jahre stattfindet und eben kulturell eine besondere Bedeutung annimmt. Problematischer sind all die Zwischenturniere, die eine solche Bedeutung eben nicht haben, den Wettbewerbskalender aber immer weiter aufdrehen und damit die Gesundheit der Spieler gefährden.

Die FIFA kann mit der Weltmeisterschaft einen Beitrag zu internationalem Austausch und Völkerverständigung leisten – aber sie entscheidet sich immer wieder dafür, mit dem Turnier Anti-Demokrat*innen eine Bühne zu bieten und auch bei der konkreten Ausgestaltung des Turniers nicht auf ihre gesellschaftliche Verantwortung zu achten.

Apropos: FIFA-Boss Infantino möchte die WM 2034 unbedingt an Saudi-Arabien vergeben. Das aber wäre nach dem eigentlichen Vergabe-Rhythmus gar nicht möglich. Denn eigentlich gilt, dass das Turnier zwischen allen Kontinenten wechseln soll. 2010 fand es in Afrika statt, 2014 in Südamerika, 2018 in Europa, 2022 in Asien – jetzt also in Nordamerika. Doch weil auch Mexiko sich an der Austragung beteiligt, gilt damit auch Mittelamerika als „abgehakt“. Noch krasser wird es aber ja bei der WM 2030, bei der Europa, Afrika und erneut Südamerika bespielt werden: Marokko (für Afrika) sowie Portugal und Spanien (für Europa) sind die Hauptaustragungsländer. Je ein Spiel wird aber auch in Uruguay, Argentinien und Paraguay (für Südamerika) ausgetragen. Damit wäre, zumindest in Infantinos-Logik, der Weg frei für eine erneute WM-Vergabe nach Asien. Das Turnier gehört längst nicht mehr seinem ursprünglichen Sinn, nämlich Austausch und Verbindung zu schaffen, sondern den finanziellen Interessen des FIFA-Chefs.

Und jetzt? Schwer zu sagen. Wobei… eigentlich auch nicht.

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Von admin